Hemmungslose Orgien, ein Haufen BDSM-Freaks oder einfach ein anderes Wort fĂŒr Swingerclubs? Sogenannte Kinky Partys – umgangssprachlich einfach Kinkys oder auch Fetischpartys – können all das sein – aber auch wieder nicht. Wenn du an den Film „Eyes Wide Shut“ denken musst, kommst du der Wahrheit schon nĂ€her. Und trotzdem sind diese geheimnisvollen Events ein ganz einzigartiges Erlebnis, dass man erst so richtig begreift, wenn man mal mitgemacht hat.
Damit du wegen unnötiger Ăngste und gĂ€ngiger Vorurteile aber nicht auf diese anregende und unvergessliche Erfahrung verzichtest, nehmen wir dich mit durch die Nacht und erklĂ€ren das PhĂ€nomen Kinky Party ganz sachlich und unverstellt. So kannst du am Ende selbst entscheiden, ob es etwas fĂŒr dich ist. Und wenn du dann immer noch nein sagst, ist es auch okay! Niemand muss seine SexualitĂ€t auf einer Party ausleben. Aber es ist gut zu wissen, dass man es kann.
Was genau ist eine Kinky Party?
KlĂ€ren wir zunĂ€chst einmal den Begriff „Kink“. Im englischen bedeutet das Wort einen Knicks oder Abfall bei etwas, dass sonst gerade verlĂ€uft, beispielsweise einer statistischen Kurve. Es steht also fĂŒr eine Abweichung vor der Norm. Im sexuellen Kontext bedeutet „Kinky sein“ vereinfacht ausgedrĂŒckt, dass man auf ausgefallene Sachen steht. Das können konkrete Sexualpraktiken, aber auch einfache Vorlieben sein, wie Voyeurismus, Dessous, Latex, Partnertausch etc.
Kinky steht im sexuellen Kontext „vanilla“ gegenĂŒber mit dem „regulĂ€re“ Sexualpraktiken beschrieben werden. Zum Beispiel Missionarsstellung im dunklen Schlafzimmer. Eine gute Begriffsdefinition findest du im Q&A von Deviance.
Nur damit es klar ist - es gibt absolut nichts an der guten alten Missionarsstellung auszusetzen. Wir erklÀren hier nur Begriffe aus der entsprechenden Szene. Solange alle Beteiligten einverstanden sind und kein Gesetz gebrochen wird, kannst du es treiben wie und mit wem du willst!
Doch zurĂŒck zum Thema. Kinky Partys sind Tanzevents, auf denen ein bestimmter Dresscode gilt und sexuelle FreizĂŒgigkeit explizit erwĂŒnscht ist. Stell dir das Ganze als eine ganz normale Nacht im Klub vor – mit Eingangskontrollen, DJs, einer Theke, einem Rauchbereich und so weiter. Und jetzt stelle dir alle GĂ€ste halb nackt vor. Jetzt hast du zwar immer noch keine Ahnung davon, was eine Kinky Party ist, aber ein lustiges Kopfkino. Gern geschehen!
TatsĂ€chlich unterscheiden sich Kinky Partys aber nicht groĂartig von anderen Partys, auĂer durch das Aussehen und das Verhalten der GĂ€ste. Man quatscht, tanzt und kommt sich nĂ€her – wenn man denn möchte. In der Regel sind diese Events sehr ungezwungen. Man muss sich also keineswegs mit krassem BDSM oder Ă€hnlichen Sachen auskennen, um Anschluss zu finden und SpaĂ zu haben.
Alte Hasen sind genauso willkommen wie Menschen ohne jegliche Erfahrung. Von dir wird nichts erwartet und ein Nein gilt BESONDERS auf einer Kinky Party auch immer als NEIN. Im Grunde wird hier ein Rahmen gesetzt, in dem die GÀste die Nacht hindurch machen können, worauf sie Lust haben.
Ob du einfach nur in der Ecke stehst und beobachtest, die Nacht durchtanzt, neue Leute kennenlernst, jemandem erotisch nĂ€her kommst oder einen Gang-Bang im Playroom startest, liegt komplett bei dir. Und glaube uns – es interessiert wirklich niemanden, wofĂŒr du dich entscheidest!
Es spielt ĂŒbrigens auch keine Rolle, welches Geschlecht und welche SexualitĂ€t du hast. JEDE Farbe des sexuellen Spektrums ist stets willkommen.
GrundsÀtzlich gilt auf Kinkys: Vieles kann, nichts muss.
Was zieht man auf einer Kinky Party an?
Das kommt ganz auf die Ausrichtung des Events an. GrundsĂ€tzlich kann man sagen: Wenn du in deinem Outfit auf der StraĂe nicht fĂŒr verwirrte Blicke sorgen wĂŒrdest, bist du underdressed. Auf einigen Events gibt es recht strikte Dresscodes, auf anderen ist alles erlaubt, solange es ausgefallen und anregend ist. Sneakers, Jeanshosen und T-Shirts sind aber ĂŒberall ein absolutes No-Go.
Hier ist die Vorgabe der legendĂ€ren „Flowers & Bees“ Reihe aus Essen:
Bei Schwarzer Kleidung GERNE bunte Eyecatcher und Accessoires, aber natĂŒrlich kein MUSS! Lack, Latex und Leder geht natĂŒrlich immer, extravagante WĂ€sche ist auch sehr gern gesehen. Viel Haut ist ĂŒberhaupt nicht verkehrt und gern gesehen, ABERâŠ.es sollte dann auch nach Etwas aussehen. Dass man auf so einer Veranstaltung mit Baumwollboxern, Unterhemd und Turnschuhen nicht unbedingt ins Klientel passt, sollte eigentlich jedem klar sein.
Und da ist das Personal auch recht strikt. Wer sich nicht an die Angaben hĂ€lt, kommt nicht rein. Wir haben schon oft mitbekommen, wie jemand es versucht hat und an der TĂŒr abgewiesen wurde.
Keine Sorge – du musst in deinem Partyoutfit nicht durch die Gegend fahren. Jede Kinky-Party bietet dir einen Ort zum Umziehen und eine Garderobe oder SchlieĂfĂ€cher, wo du deine Sachen verstauen kannst.
Deine Kleidung kannst du entweder in besonders darauf spezialisieren Shops kaufen, oder du wirst selbst kreativ! Viele Besucher*innen basteln ihre Klamotten selbst. Oftmals findet man die Grundlagen dafĂŒr in Second-Hand- oder KarnevalslĂ€den. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Ist es auf einer Kinky Party sicher?
Ja, eine gute Kinky Party is as safe as it gets. NatĂŒrlich kann es immer mal passieren, dass jemand seine eigenen Grenzen nicht kennt oder deine nicht vernĂŒnftig akzeptiert. FĂŒr diesen Fall ist aber stets genĂŒgend Security vor Ort, die deutlich strenger reagiert als in herkömmlichen Klubs. Wer kein Nein akzeptiert, ĂŒbergriffig wird oder sonstige Hausregeln nicht befolgt, fliegt sofort raus. Und sollte es mal nicht so sein, hĂ€lt sich ein solches Event nicht lange. Denn die Besucher*innen reagieren auf solche VersĂ€umnisse zurecht sehr sensibel.
TatsĂ€chlich wĂŒrdest du dich aber wundern, wie harmonisch und respektvoll es dort in der Regel zugeht. Von einem Tanzsaal voll mit halb nackten Menschen, wĂŒrde man spontan eher Sodom und Gomorrha erwarten. TatsĂ€chlich herrschen dort eher Law & Order. Und Liebe.
Was auf der Kinky passiert, bleibt auf der Kinky! Deswegen gilt auf allen Partys strenges Handyverbot. Wer Aufnahmen macht, fliegt sofort raus.
Muss ich auf einer Kinky Party Sex haben?
Nein! Niemand erwartet von dir irgendwas. TatsĂ€chlich gibt es viele StammgĂ€ste, die niemals sexuell aktiv werden und einfach die AtmosphĂ€re und den Austausch genieĂen. Du solltest jedoch damit klar kommen, dass Menschen neben dir zur Sache gehen könnten – auch auf der TanzflĂ€che. Auch wenn es nicht die Regel ist.
Auf jeder Kinky gibt es die Playrooms – abgetrennte RĂ€umlichkeiten, die fĂŒr Sex vorgesehen sind. Dorthin ziehen sich die GĂ€ste zurĂŒck, wenn sie genug getanzt und Lust auf mehr bekommen haben. WĂ€hrend auf manchen Events jeder rein darf, haben andere Partys die Policy, dass nur Paare in diese RĂ€ume können, um Spanner auszuschlieĂen.
GrundsĂ€tzlich ist jede Kinky um ein Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern bemĂŒht, was mal besser und mal schlechter funktioniert. Eine Party, wo nur geile Kerle herumstanden, haben wir aber noch nie erlebt.
Wo findet man Kinky Partys?
Kinky Partys sind angesagt. Fast tĂ€glich grĂŒnden sich neue Partyreihen und lösen sich oftmals genauso schnell wieder auf. Neben der bereits erwĂ€hnten (und wirklich bunt-groĂartigen) Flowes & Bees in Essen, sind die Kit-Kat Events legendĂ€r. UrsprĂŒnglich Berlin vorbehalten, gibt es seit lĂ€ngerer Zeit Ableger in Köln. Auch die Kinky Galore hat in ganz Deutschland ihre Ableger. Die Kinky Circus in Köln wĂ€chst auch wahnsinnig schnell.
Eine gute Plattform, um Gleichgesinnte zu finden und ĂŒber entsprechende Events informiert zu werden, ist der Joyclub. Dort kannst du dich auch kostenlos anmelden. Wenn du Kontakt mit anderen Nutzer*innen aufnehmen möchtest, brauchst du ein Abo.
Fazit
Ist eine Kinky Party nun das Richtige fĂŒr dich? Diese Frage musst du dir selbst beantworten. GrundsĂ€tzlich sind diese Events eine Chance, dich selbst besser kennenzulernen und eventuelle Vorlieben zu entdecken. Auch die bunte Community kann eine echte Bereicherung sein. Gleichzeitig musst du schon bereit sein, ĂŒber gewisse Grenzen hinauszugehen. Zum Beispiel in aufreizender Kleidung einen Abend mit anderen zu verbringen. Oder mitzubekommen, wie andere in unmittelbarer NĂ€he von dir Sex haben.
Solltest du unsicher sein, tastest du dich am besten langsam heran und suchst dir Partner*innen oder am besten direkt eine lustige Truppe aus, der du vertraust und gehst nicht alleine hin. Dann allerdings kann dir ein solcher Ort auch viele Ăngste nehmen und den Horizont erweitern.
Gerade als Studen*in bist du in der richtigen Phase, um ungebunden Dinge auszuprobieren und deine SexualitĂ€t voll auszuleben. Und glaube uns – wenn du einmal in einem Saal unmittelbar unter dem Kölner Hauptbahnhof die Nacht auf einer Kinky verbracht hast, wĂ€hrend ĂŒber dir Zehntausende Menschen ahnungslos ihren Alltag durchlebten, wirst du diese Erfahrung nie wieder in deinem Leben vergessen.