Bundesfreiwilligendienst nach dem Studium – nimm dir die Zeit

Endlich ist das Studium vorbei. Bücherwälzen, endloses Büffeln, Prüfungsangst – alles überstanden. Nun bist du ganz oben angekommen. Du weißt alles, du kannst alles – jetzt geht’s los mit dem Traumjob. Oder etwa doch nicht?

Es gibt verschiedene Gründe, nach dem Studium nicht sofort in die Arbeitswelt zu starten. Vielleicht möchtest du vorher noch eine lange Reise machen oder bist einfach noch nicht so weit. Schließlich scheint die Auswahl an Möglichkeiten unbegrenzt. Das kann schon mal lähmend sein, sodass man gar keine Entscheidung treffen kann.

In diesem Fall kann für dich ein Bundesfreiwilligendienst (BFD) infrage kommen. Noch nie davon gehört? Wir haben hier die wichtigsten Infos für dich zusammengetragen.

Warum sollte ich den Bundesfreiwilligendienst antreten?

Wer vor allem ein theoretisches Studium hinter sich hat, fragt sich ohnehin, wie der Einstieg in die Arbeitswelt gelingen soll. Das ein oder andere Praktikum mag ja ganz schön gewesen sein – aber so richtig vorbereitet fühlst du dich noch nicht.

Ein Bundesfreiwilligendienst kann deshalb eine gute Möglichkeit sein, zunächst praktische Erfahrungen zu sammeln und Fuß zu fassen. Sei es im Büro- oder Klinikalltag, in einer kulturellen Einrichtung oder im technischen Bereich: Du lernst Abläufe kennen, erfährst welche, Anforderungen an dich gestellt werden, und kannst dich auf das vorbereiten, was danach auf dich zukommt.

Darüber hinaus können Seminare und Fortbildungen wertvoll sein, die du im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes besuchen musst. Hier kannst du aus einem Pool verschiedener Angebote auswählen, was dir am besten nützen könnte: Spannende Newsletter und Flyer erstellen? Mit Rassismus umgehen? Eine Jugendgruppe leiten? Je nach Berufsfeld, in dem du tätig bist, gibt es hier vielfältige Möglichkeiten, dich weiterzubilden und Kenntnisse über deine Einrichtung hinaus zu erlangen.

Doch bevor es so weit ist, musst du den Dienst natürlich erst mal beginnen. Grundsätzlich kann jede*r einen solchen absolvieren, der*die die Schulpflicht hinter sich hat.

Wo kann ich einen Bundesfreiwilligendienst leisten?

Als Nachfolger des Zivildienstes wird ein BFD von gemeinwohlorientierten Einrichtungen angeboten. Das können Pflegeeinrichtungen, Wohlfahrtsverbände, Einrichtungen des Zivil- und Katastrophenschutzes, Träger ökologischer Projekte oder vieles mehr sein.

Trittst du eine solche Stelle an, handelt es sich dabei grundsätzlich um eine Vollzeitstelle. Freiwillige über 27 haben die Möglichkeit eines Teilzeitdienstes von mehr als 20 Stunden pro Woche.

Möchtest du dich für den Bundesfreiwilligendienst bewerben, ist das Einfachste, direkt die Einsatzstellensuche zu nutzen, um eine passende freie Stelle für dich zu finden. Diese sind auch für die Bewerbungen zuständig. Die Bewerbungsfristen richten sich dabei ganz individuell nach den einzelnen Einsatzstellen oder Trägern. Wende dich deshalb am besten direkt an deine gewünschte Einsatzstelle.

Was ist der Unterschied zwischen dem BFD und dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ)?

Der BFD ist der einzige freiwillige Dienst, den du machen kannst, wenn du älter als 26 bist. Wenn du über 27 bist, kannst du ihn sogar in Teilzeit absolvieren. Während bei dem FSJ die Arbeit mit anderen Menschen und bei dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) der Naturschutz im Mittelpunkt stehen, engagierst du dich beim BFD für das Wohl der Allgemeinheit im sozialen, ökologischen oder kulturellen Bereich.

Wie viel Gehalt bekommst du im Bundesfreiwilligendienst?

Als freiwilliges Engagement gilt ein BFD als unentgeltlicher Dienst. Das bedeutet, dass du nur ein sogenanntes Taschengeld von höchstens 423 Euro pro Monat (Stand 2022) erhältst. Daneben darfst du in einem Minijob wie üblich 520 € im Monat verdienen, ohne dieses Geld versteuern zu müssen.

Außerdem stellen manche Einsatzstellen Unterkunft, Verpflegung oder beispielsweise Arbeitskleidung zur Verfügung. Das liegt allerdings im Ermessen und den Möglichkeiten der Einsatzstelle und wird individuell vereinbart.

Und auch, wenn du während des Dienstes keine Geldberge scheffeln kannst, gibt es dennoch finanzielle Vorteile: So fallen beispielsweise keine Steuern für dich an, und du bist während deiner Zeit als Freiwillige*r rundum sozialversichert.

Wie viel Urlaub hast du?

Während des Bundesfreiwilligendienstes hast du Anspruch auf Urlaub nach den Regelungen des Bundesurlaubsgesetzes. Das bedeutet, dass dir während eines einjährigen Dienstes mindestens 24 Werktage Urlaub zustehen. Jugendliche unter 18 Jahren haben laut dem Jugendarbeitsschutzgesetz einen höheren Anspruch auf Urlaub.

Arbeiten ohne Konkurrenzkampf

Ein weiterer positiver Aspekt des Bundesfreiwilligendienstes ist: Hier wird kein Konkurrenzkampf gefördert. Es geht nicht darum, wer die meiste Arbeitserfahrung gesammelt, die besten Referenzen vorzuweisen oder die Prüfungen mit Bravour abgeschlossen hat, sondern einzig und allein um dein Engagement. Du willst arbeiten? Dann bekommst du auch die Chance dazu.

Du sollst natürlich deine Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen erledigen, dir aber nicht ständig Sorgen darüber machen, ob das bereits reicht.

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Du musst nicht besser sein als deine Kolleginnen und Kollegen, sondern nur engagiert. Es wird kein Wettstreit gefördert, sondern ein Miteinander. So kannst du ganz ohne Druck deine Aufgaben erledigen, dich in unbekannte Bereiche einarbeiten, Erfahrungen sammeln – und dabei auch mal Fehler machen.

Noch keine Orientierung? Hol sie dir!

Viele Studiengänge lassen heutzutage verschiedene Arbeitsbereiche zu. Bist du dir noch nicht sicher, in welche Richtung deine berufliche Zukunft im Speziellen gehen soll? Vielleicht hast du dich noch nicht einmal zwischen Büro- und Outdoorjob entschieden. Der Bundesfreiwilligendienst ist der perfekte Rahmen, um dich auszuprobieren und danach viel einfacher zu entscheiden.

Du kannst etwas herum experimentieren: Wie wäre es zum Beispiel damit, praktischen Naturschutz und Büroorganisation zu verbinden? So kannst du dir ein Bild machen, ob du gerne den ganzen Tag am Bildschirm arbeitest oder schon nach ein paar Stunden Hummeln im Hintern bekommst. Oder ist genau der Mittelweg dein Ding?

Job in Aussicht – aber erst in ein paar Monaten?

Ist bei dir allerdings das Gegenteil der Fall und du hast schon die perfekte Stelle gefunden, startest dort aber erst in einiger Zeit, kannst du mithilfe eines Bundesfreiwilligendienstes die Wartezeit sinnvoll überbrücken. Das Gleiche gilt für ein weiterführendes Studium.

Im Normalfall dauert der Bundesfreiwilligendienst ein Jahr, mindestens aber sechs Monate. Je nachdem, was für eine Wartezeit du überbrücken möchtest (oder, wenn dir deine Einsatzstelle einfach zu sehr ans Herz gewachsen ist), kannst du den Dienst auch auf 18 Monate verlängern.

Der Dienst kann jederzeit unkompliziert gekündigt werden, sobald du eine Stelle findest.

Noch eine Prise Vitamin B

Was niemals schaden kann, ist bereits vor dem Eintritt in die „echte“ Arbeitswelt Kontakte zu knüpfen. Networking ist immer gut. So kannst du beispielsweise schon während deines Bundesfreiwilligendienstes mit verschiedenen Akteuren in deiner Umgebung Kontakte knüpfen und diese so pflegen, dass sie dir auch nach der Zeit in deiner Einsatzstelle noch nützlich sein können.

Aber natürlich muss nicht immer alles nur der Karriere dienlich sein. Genauso sinnvoll ist es, Gleichgesinnte kennenzulernen. Du interessierst dich für Umwelt und Naturschutz? Dann wirst du in einer Naturschutzstation, einem Tierheim etc. auf Menschen treffen, die mit dir für die gleichen Ziele kämpfen.

Du möchtest lieber Menschen helfen? Dann findest du womöglich in einem Wohlfahrtsverband Leute, die deine Begeisterung teilen.

Extrabonus: Gutes tun

Und zu guter Letzt sollte nicht vergessen werden, dass ein Bundesfreiwilligendienst vor allem auch dafür dient, einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Ob man dem Menschen, der Umwelt, der Kulturszene hilft – überall wird Hilfe benötigt. Und du kannst diese Hilfe sein.

Dein freiwilliges Engagement kann so viel in der Welt bewirken, und ist somit nicht nur für dich selbst hilfreich, sondern auch für alle, denen du damit unter die Arme greifst. Und ganz nebenbei auch für deinen Lebenslauf. 😉

Fazit

Solltest du ohnehin überlegt haben, dich mehr zu engagieren, ist der Bundesfreiwilligendienst vermutlich genau das Richtige für dich.

Hier kannst du ganz ohne Druck und zu hohe Erwartungen Erfahrungen sammeln und austesten, was zu dir passt. Und so am Ende viel entspannter und gut vorbereitet den Einstieg in den Berufsalltag meistern. Du kannst die Möglichkeit nutzen, dir noch weitere Orientierung zu holen oder eine Wartezeit zu überbrücken, lernst Menschen kennen, die deine Überzeugungen teilen – und leistest einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft.

Du bist neugierig geworden und willst noch mehr dazu erfahren? Oder direkt nach einer passenden Einsatzstelle für dich suchen? Dann schau HIER vorbei.

Du stehst kurz vor Ende deines Studiums? Hoffentlich hast du schon alle Points von unserer Bucket List abgehakt. Sonst wird es langsam Zeit!

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