Auch wenn du keinen eigenen Hund hast, wirst du bestimmt schon mal einen gestreichelt haben. Erinnerst du dich noch daran, wie du dich dabei gefühlt hast? Wenn du keine Abneigung gegen die Tiere hast, war es ziemlich sicher eine gute Erfahrung. Tatsächlich geht die positive Wirkung, die Hunde auf unsere Psyche haben können, aber weit darüber hinaus.
Streicheln gegen Stress
Einer Studie der Washington State University zufolge hilft das Streicheln eines Hundes nicht nur nachweislich gegen Stress – es steigert sogar den Lernerfolg! Die Teilnehmer*innen, die regelmäßig einen Hund streichelten, konnten sich schneller beruhigen und besser lernen als die Kontrollgruppe. Die Wirkung war sogar noch sechs Wochen nach dem Streicheln messbar. Zusätzlich stieg ihre Konzentration und sie konnten besser planen.
Natürlich hören die positiven Effekte nicht beim Streicheln auf. Hundehalter*innen sind insgesamt deutlich weniger von Stress betroffen als andere Menschen, wie eine weitere Studie der State University of New York in Buffalo beweisen konnte. Dafür hatten die Wissenschaftler Börsenmakler*innen in stressige Situationen gebracht und dabei ihre Herzfrequenz, Blutdruck und die abgesonderte Schweißmenge gemessen. Das Ergebnis: Menschen mit Hunden hatten einen nachweislich verringerten Anstieg des Blutdrucks in stressigen Situationen.
Schon 15 Minuten Spielen mit dem Hund lässt unser Gehirn die Botenstoffe Dopamin und Serotonin (Glückshormone) stärker produzieren, während das Stresshormon Cortisol reduziert wird. Betroffene Menschen fühlen sich dadurch entspannter und zuversichtlicher. Spannend ist auch, dass die Kontrollgruppe, die in Stresssituationen einen anderen Menschen an ihrer Seite hatte, zwar etwas weniger gestresst reagierte als Teilnehmer*innen, die komplett allein gelassen wurden. Ihr Ergebnis kam aber nicht an die positive Wirkung der Proband*innen mit Hund.
Mit einem Hund wirst du öfter angelächelt
Ein Hund wirkt sich positiv auf deine sozialen Kontakte aus. Denn bei den täglichen Spaziergängen kommst du Menschen näher, die du sonst vermutlich nie kennengelernt hättest. Bei deinen Gassi-Runden wirst du immer wieder auf andere Frauchen und Herrchen treffen und mit ihnen zwangsläufig ins Gespräch kommen. Und selbst wenn Menschen lediglich an euch vorbei gehen, wirst du mit deinem Vierbeiner deutlich öfter angelächelt.
Eine Umfrage des Kölner Rheingold-Instituts ergab sogar, dass 70 % der befragten Hundebesitzer*innen über ihren Hund schon mal einen Flirt angefangen haben. Durch die ungezwungene Art des Tieres und seines unvorhergesehenen Verhaltens ergeben sich viele spannende Begegnungen. Und ein gutes Sozialleben wirkt sich positiv auf deine Psyche aus und macht dich langfristig ebenfalls resistenter gegen Stress.
Besser lernen mit Hund?
Wenn wir schon mit tollen Hundestudien um uns schmeißen, legen wir direkt eine nach. Forscher*innen der University of California in Davis und der Tufts University’s Cummings School of Veterinary Medicine haben Kinder mit einer Leseschwäche Hunden vorlesen lassen. Ergebnis: Sie könnten einen Anstieg ihrer Lesefähigkeit um ganze 12 % nachweisen! Auch im Allgemeinen schienen wirkten sich Hunde positiv auf die Lernfähigkeit aus: Schüler*innen aus Hundehaushalten haben insgesamt bessere Noten als Kinder, die zu Hause keine Hunde haben. Sie können sich auch nachweislich besser konzentrieren und besser mit Rückschlägen umgehen.
Hunde bei Depressionen
Zwar können Hunde niemals eine Therapie ersetzen und bei starken und anhaltenden Depressionen solltest du dir UNBEDINGT professionelle Hilfe holen. Aber die Fellnasen sind ganz klar eine gute Ergänzung, denn sie verfügen über eine hohe emotionale Intelligenz. Wenn es dir nicht gut geht, wird dein Hund es spüren und automatisch noch mehr für dich da sein. Es ist ihnen egal, warum es dir schlecht geht. Sie nehmen die Tatsache empathisch hin und richten sich danach.
Depressive Menschen verschanzen sich schon mal in ihrer Wohnung und gehen tagelang nicht vor die Tür. Darunter leidet nicht nur die ganze Tagesstruktur, sondern auch die Gesundheit und das soziale Leben. Hunde können dabei sehr gut helfen. Du kannst sie nicht ignorieren und MUSST vor die Tür. Dort bekommst du deine tägliche Portion frischer Luft, Bewegung und sozialer Kontakte – selbst wenn du mit niemandem sprichst.
Außerdem ist das Gefühl der Verpflichtung deinem Tier gegenüber sinnstiftend. Du merkst, dass du für jemanden da bist, der es bedingungslos schätzt und dich braucht. Das steigert dein Selbstwertgefühl und gibt Antrieb.
Sei dir der Verantwortung bewusst!
All die schönen Studien und positiven Effekte eines Hundes bringen dir wenig, wenn das Tier einfach nicht in dein Lebenskonzept passt. Leider ist das Halten eines Hundes in Deutschland nicht billig, die ärztliche Behandlung ist sogar sehr teuer und du verpflichtest dich für viele Jahre.
Bevor du dich also auf die Suche nach einem Tier machst, solltest du dir wichtige Fragen stellen. Was machst du mit deinem Vierbeiner, wenn längere Uni-Tage anstehen? Und passt der eigene Hund überhaupt in dein Studi-Budget? Lass uns das gemeinsam Schritt für Schritt durchgehen.
Wie zeitintensiv ist ein Hund?
Ein eigener Hund ist nicht nur süß anzusehen, sondern auch ein Zeitfresser. Er braucht viel Aufmerksamkeit und Beschäftigung, vor allem im jungen Alter. Außerdem musst du mehrere Spaziergänge pro Tag einplanen. 1,5 – 3 Stunden täglich sollten drin sein. Und das bei JEDEM Wetter. Natürlich kann das je nach Größe und Rasse mehr oder weniger sein, regelmäßigen Auslauf braucht aber jeder Hund. Informiere dich dazu am besten direkt beim Züchter oder dem Tierheim, um zu wissen, worauf du dich einlässt.
Spontan auf eine mehrtägige Partytour zu gehen ist dann auch vorbei. Zwar kannst du deinen Hund ab einem gewissen Alter durchaus alleine lassen, aber auch nicht viel länger als 8 Stunden. Bei manchen Tieren kann es sogar weniger sein. Fixe Gassi- und Fütterungszeiten musst du in deinen Alltag einplanen und dich gegebenenfalls rechtzeitig um Hundesitter kümmern.
Auch das Reisen ist mit Hund viel komplizierter. Sei hier bitte ehrlich zu dir selbst. Wenn du unbedingt noch ein halbes Jahr durch auf Weltreise gehen willst, solltest du mit der Anschaffung eines Hundes warten. Oder deine Reisepläne entsprechend anpassen.
Du willst in die Hundeschule? Dann plane auch dafür Zeit und Geld ein. Du willst allein mit dem Hund trainieren? Dann brauchst du Geduld und gute Nerven, denn es kann lange dauern, bis ihr euch aufeinander eingespielt habt. Zum Glück bieten viele Hundeschulen Kurse an den Wochenenden an, was für Studis besonders praktisch ist.
Studi-Wohnung mit Hund – geht das?
Als Studi wohnst du eher in einer kleinen Wohnung oder einem WG-Zimmer und nicht in einem großen Anwesen mit einem Garten, in dem sich dein Tier jederzeit austoben kann. Ein Hund braucht aber Platz und sollte artgerecht gehalten werden.
Überlege dir, ob du genug Platz für deinen Hund hast und ihn nicht in einem kleinen Raum einpferchst. Hier ist die Größe deines Hundes entscheidend. Kleine Hunde kommen in kleineren Räumen besser zurecht als eine große Dogge. Logisch, oder?
Falls du in einer WG wohnst, solltest du dir unbedingt das Einverständnis deiner Mitbewohner*innen einholen, bevor du dir einen Hund zulegst. Schließlich seid ihr eine Gemeinschaft und das Tier versteht das Wort Privatsphäre nicht.
Auch nicht jede*r Vermieter*in freut sich über Haustiere. Check deinen Mietvertrag und sprich im Zweifel mit der Person. Es ist besser, als unvorhergesehen ausziehen zu müssen. Die meisten Studentenheime erlauben ebenfalls keine Haustiere. Sei dir also vor der Anschaffung darüber im Klaren, wie deine Wohnsituation in der Zukunft aussehen wird.
Das kostet ein Hund
Ein eigener Hund ist zwar toll, aber nicht unbedingt günstig. Gerade als Studi bist du wahrscheinlich chronisch knapp bei Kasse. Deswegen solltest du dir gut überlegen, ob ein Hund ins Budget passt.
Anschaffungskosten
Die Schutzgebühr – eine Summe, die du bei der Adoption eines Hundes an das jeweilige Tierheim oder die Pflegestelle bezahlen musst – liegt bei rund 400 €. Das kommt aber sehr darauf an, was bei deinem Tier, welches in der Regel aus dem Ausland kommt, bereits gemacht wurde. Impfungen, Sterilisationen und Kastrationen, Imprägnierung gegen Zecken etc. können in dieser Summe enthalten sein. Wenn nicht, musst du das so schnell wie möglich selbst erledigen. Und auch selbst bezahlen.
Wenn es unbedingt ein Rassehund für sein muss, sind die Kosten meistens vierstellig. 2.000 € und mehr sind dabei eher Regel als Ausnahme.
Kosten für das Futter
Das hängt natürlich davon ab, was du fütterst und wie groß dein Hund ist. Plane aber mindestens 25 – 50 € für einen Monat ein.
Hundesteuer
Die Hundesteuer variiert je nach Stadt oder Gemeinde stark. Listenhunde kosten leider mehr. Sehr viel mehr. Informiere dich auf der entsprechenden Seite deines Wohnortes.
Equipment
Halsband, Geschirr, Leine, Körbchen, Decken, Futterschüssel & Co. wirst du am Anfang kaufen müssen.
Viele Tiergeschäfte bieten eher Produkte für die Besitzer*innen als die Tiere an. Wenn du unbedingt ein Designer-Körbchen oder Swarowski-Halsband brauchst, kannst du das natürlich machen. Deinem Hund wird es aber herzlich egal sein. Sei da ruhig sehr pragmatisch.
Tierärzt*in-Kosten
Du kommst leider selbst mit einem kerngesunden Hund nicht an Besuchen bei Tierärzt*innen vorbei. Impfungen, Kontrollen, Zeckenschutz, Krallenschneiden etc. gehören ganz einfach dazu.
Stelle also sicher, dass du für den Fall, dass du eine*n Tierärzt*in für deine Fellnase brauchst, genug Geld bei Seite hast. Je größer dein Hund, desto teurer die Behandlung. Wir empfehlen dir, rund 500 € auf die hohe Kante zu legen, damit dich eine unvorhergesehene OP nicht in den finanziellen Ruin treibt.
Hundeversicherung
Musst du nicht unbedingt haben. Wenn dein Hund jedoch zu problematischem Verhalten neigt und du auf Nummer sichergehen möchtest, kann eine Haftpflichtversicherung für deinen Hund durchaus Sinn machen.
Hund im Studium: eine gute Idee?
Dein Hund ist eine große Verantwortung, die auch während stressiger Prüfungszeiten bleibt. Bevor du dir einen Hund anschaffst, solltest du genau überlegen, was mit ihm passiert, wenn du stundenlang an der Uni pauken musst. Das ist vor allem relevant, wenn der Vierbeiner noch jung ist und viel Aufmerksamkeit braucht. Hast du jemanden, der im Notfall auf ihn aufpasst?
Leider erlauben fast keine Unis das Mitführen eines Hundes. Ausnahmen bilden Blinden- und Assistenzhunde.
Für Studis, die schon einen Hund haben, aber keine Aufpasser*innen finden, gibt es fast in jeder Stadt Hundepensionen (manchmal auch Hundehotels genannt). Dort kannst du dein Tier für die Zeit, in der du nicht auf ihn aufpassen kannst, abgeben. Diese Pensionen sind in der Regel aber teuer. Auch hier schwanken die Preise und die Qualität der Einrichtungen. Im Schnitt kannst du aber von rund 30 € am Tag ausgehen.
Alternativen für den eigenen Hund
Mit dem eigenen Hund willst du doch noch ein bisschen warten? Als Dogsitter*in kannst auf fremde Hunde aufpassen. So kannst du Zeit mit ihnen verbringen, ohne dich selbst gleich auf ein Leben mit Hund festzulegen.
Viele Tierheime bieten darüber hinaus die Möglichkeit, ihre Hunde zum Gassi gehen auszuleihen. Die Tiere freuen sich immer über einen Break im stressigen Tierheim-Alltag. Und du kannst wertvolle Erfahrung sammeln, während ihr beide eine gute Zeit miteinander habt. Erkundige dich am besten vor Ort im Tierheim deiner Wahl. Die Voraussetzungen an die Gassi-Geher*innen sind immer individuell.
Vielleicht merkst du dabei ja, dass dir das Ganze zu viel ist. Oder du wirst in deiner Entscheidung für den eigenen Hund bestätigt.
Fazit
Hunde sind wundervoll. Sie halten dich fit (das tägliche Gassigehen ist ein riesiger Gesundheitsboost), helfen dir bei deiner Tagesstruktur, machen dich weniger gestresst und allgemein viel glücklicher. Das gilt aber nur, wenn du der Verantwortung gerecht werden kannst. Denn unter falschen Bedingungen oder einer naiven Herangehensweise kann ein Hund auch zum zusätzlichen Stressfaktor werden. Lasse dir Zeit bei der Entscheidung und sei auf keinem Fall impulsiv. Hunde sind keine Amazon-Pakete, die man zurückschickt, wenn sie einem doch nicht gefallen.
Ein Hund ist aktuell nicht drin? Sei nicht traurig! Auch wenn es weit hergeholt klingt, aber auch Zimmerpflanzen können sehr gut gegen Stress helfen. Und aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben.