Wir alle kennen es: Fachbücher, Schreibkram – Studieren geht richtig ins Geld. Stipendien entlasten deinen Geldbeutel und machen sich gut im Lebenslauf. Warum sich die Bewerbung lohnt, haben wir hier zusammengefasst. Heute erfährst du alles über die sechs großen Parteistiftungen.
Parteistiftungen – die Grundlagen
Parteistiftungen stehen inhaltlich den Bundestagsparteien nah. Auch personell gibt es viele Überschneidungen und Kontakte. Da die Stiftungen der öffentlichen Meinungsbildung dienen, erhalten sie staatliche Gelder – auch, wenn das umstritten ist. Die Stiftungen müssen trotzdem parteiunabhängig sein. Ihre Angebote stehen allen Bürger* innen offen. Du musst also kein Parteimitglied sein, um gefördert zu werden.
Einige Voraussetzungen gelten für (fast) alle Parteistiftungen. Gefördert werden Studierende im Bachelor, Master oder bei der Promotion. Wer gefördert werden möchte, sollte die Werte der jeweiligen Stiftung teilen. Neben der finanziellen Förderung gibt es Seminare, Vernetzungsangebote und Mentoringprogramme. Du solltest dich zu Beginn deines Studiums (im 2. oder spätestens 3. Semester) bewerben. Wenn du in die engere Auswahl kommst, folgen mehrere Auswahlgespräche.
In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Förderung des Grundstudiums. Für Promovierende gelten teilweise andere Bedingungen.
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Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES): Die älteste Parteistiftung
Die SPD-nahe FES wurde im Jahr 1925 gegründet. Benannt nach dem sozialdemokratischen Reichspräsidenten Friedrich Ebert betont sie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Bildungsgerechtigkeit hat Priorität: Frauen, sogenannte Arbeiterkinder (also Studierende, die als erste in ihrer Familie studieren) und Studierende mit Migrationshintergrund werden verstärkt gefördert. Bewerben können sich aber alle Studierenden aus allen Fächern und auch ausländische Studierende. Neben guten Noten solltest du ehrenamtliches oder politisches Engagement nachweisen. Du kannst dich online bewerben, entweder zum 31. Oktober oder 30. April.
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Die Friedrich-Naumann-Stiftung (FNF): Freiheit steht im Zentrum
Die FNF steht der FDP nahe und ist nach dem Liberalen Friedrich Naumann benannt. Liberalismus bildet die Grundlage ihrer Tätigkeit. Auch die FNF fördert deutsche und ausländische Studierende. Voraussetzung ist ein aktives Eintreten „für liberale Werte und eine offene Gesellschaft“ – neben guter Leistung und gesellschaftlichem Engagement zählt hier vor allem eine starke Persönlichkeit. Auch hier ist die Onlinebewerbung entweder zum 31. Oktober oder 30. April möglich.
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Die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS): Parteistiftung aus Bayern
Die HSS ist nach dem früheren CSU-Parteivorsitzenden Hanns Seidel benannt und steht der CSU nah. Ziel ist die „demokratische und staatsbürgerliche Bildung des deutschen Volkes auf christlicher Grundlage„. Auch wenn die HSS schwerpunktmäßig in Bayern aktiv ist, können sich Studierende aus ganz Deutschland bewerben. Voraussetzung ist eine deutsche Hochschulzugangsberechtigung. Neben guten Leistungen und ehrenamtlichem Engagement solltet ihr politisch interessiert sein und über „staatsbürgerliches Verantwortungsbewusstsein“ verfügen. Die Bewerbung ist jeweils bis zum 15. Januar oder dem 15. Juli möglich.
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Die Heinrich-Böll-Stiftung (hbs): Grüne Themen haben Priorität
Durch ihre inhaltliche Nähe zu Bündnis 90/Die Grünen setzt die nach dem Schriftsteller Heinrich Böll benannte Stiftung auf Ökologie, Menschenrechte, Gleichberechtigung und Internationalität. Auch hier zählt neben guter Leistung das ehrenamtliche und/oder politische Engagement – besonders punkten kannst du, wenn du ökologisch engagiert bist. Gesucht werden „originell und unabhängig“ denkende Menschen – Freigeister vor! Da die hbs auf Diversity setzt, werden neben Angehörigen marginalisierter Gruppen unterrepräsentierte Studiengänge und Fachhochschulstudierende besonders gesucht. Allerdings fördert die hbs das Masterstudium nur, wenn du schon im Bachelor Stipendiat*in warst. Bewerben kannst du dich online jeweils bis zum 1. März oder 1. September.
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Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS): In der Tradition des ersten Bundeskanzlers
Die KAS steht der Partei Adenauers, der CDU, nahe. Die freiheitliche Demokratie, Soziale Marktwirtschaft, ein christliches Menschenbild und die europäische Einigung zählen zu den Werten dieser Stiftung. Gefördert werden leistungsstarke und zielstrebige Studierende, die diese Werte teilen und ehrenamtlich engagiert sind. Die KAS möchte vor allem Studierende mit chronischen Erkrankungen oder Behinderung fördern. Auch hier ist die Bewerbung zum 15. Januar sowie 15. Juli möglich.
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Die Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS): Raum für linke Ideen
Gegründet wurde die nach der linken Denkerin und Aktivistin Rosa Luxemburg benannte Stiftung im Jahr 1990. Kernthemen sind Kapitalismuskritik, Solidarität und die Unterstützung sozialer Bewegungen. Das gesellschaftliche Engagement bspw. in feministischen, antirassistischen oder ökologischen Gruppen ist der RLS am wichtigsten – ohne Engagement kein Stipendium. Da die Stiftung zu mehr sozialer Gerechtigkeit beitragen möchte, werden Frauen, Menschen mit Behinderung und andere marginalisierte Personen bei gleicher Leistung bevorzugt. Bewerben kannst du dich bis zum 1. April oder 1. Oktober.
Einige Tipps zum Schluss
Die Parteistiftungen sind so vielfältig wie die Parteien. Deshalb solltest du bei einer Bewerbung herausstellen, warum du dich gerade für diese Stiftung entschieden hast. Bist du in ökologischen Gruppen aktiv, liegt die Heinrich-Böll-Stiftung nahe. Als Studentin mit Migrationsgeschichte könnte die Rosa-Luxemburg-Stiftung interessant sein.
Bedenken solltest du auch: Je größer die Partei, desto mehr Geld erhält die Stiftung. Da Studierende tendenziell links und grün wählen, sind die Stipendien der entsprechenden Parteien besonders gefragt. Es ist also strategisch sinnvoll, die konservativeren Stiftungen in Betracht zu ziehen.
Trotzdem solltest du glaubhaft bleiben: Fast jede Stiftung fragt, wo du dich noch beworben hast. Wenn du neben der Rosa Luxemburg-Stiftung die Hanns-Seidel-Stiftung nennst, wirkt das unglaubwürdig. Außerdem stehen die Parteien im Wettbewerb zueinander. Unser Tipp: Bewirb‘ dich bei maximal zwei Parteistiftungen, die aber ideell verwandt sind.
Die Stiftungen verlangen neben Zeugnissen und Motivationsschreiben häufig auch Empfehlungen durch Hochschullehrende, Gutachten über deine Persönlichkeit und einen ausführlichen Lebenslauf. Wenn wir dich überzeugen konnten, dich bei einer parteinahen Stiftung zu bewerben, beginnst du also am besten direkt mit den Vorbereitungen!
Kein Interesse an Parteipolitik? Dann schau‘ bald wieder hier vorbei, um mehr über andere Stipendiengeber zu erfahren. Oder du informierst dich hier, ob du möglicherweise BAföG-berechtigt bist.