Die eigene Erziehung, unser Bildungsweg und unsere Sozialisierung prägten und prägen uns mit heteronormativen Werten und toxischen Männlichkeitsidealen. Dabei engen starre Vorstellungen und Stereotype ein und richten Schaden bei den Männern selbst an und bei allen, die nicht dem hegemonialen Männlichkeitsbild entsprechen. Ob du Mann, nicht binäre Person oder Frau bist- es ist an der Zeit, gegen veraltete Vorstellung und Stereotype zu rebellieren, die längst out sein solltet.
Was ist toxische Männlichkeit?
Der Begriff der toxischen Männlichkeit beschreibt bestimmte schädliche Verhaltensweisen, zu denen zum Beispiel Aggressionen und erhöhte Risikobereitschaft und emotionale Distanz zählen.
Mit einer toxischen Männlichkeit ist also nicht die männlich gelesene Person an sich gemeint, sondern spezifische destruktive Verhaltensweisen, die gesellschaftlich als maskulin definiert wurden sind. Der Begriff toxische Männlichkeit entstammt dabei einem feministischen Kontext.
Folgen toxischer Männlichkeit
Die Folgen des Männlichkeitsideals, das derzeit in unserer Gesellschaft präsent ist, schaden sowohl dem Umfeld als auch den männlich gelesenen Personen selbst.
Für Männer: Die Folgen dieses toxischen Ideals und damit verbundenen Stereotypen wirken Statistiken zu Folge wortwörtlich wie Gift auf die Männer.
Ergebnisse zeigen, dass männlich gelesenen Personen beispielsweise häufiger drogenabhängig sind. Zudem sind sie anfälliger für psychische Erkrankungen und begehen drei Mal häufiger Suizid als weiblich gelesenen und nicht binäre Personen. Ergebnisse aus deutschen Kriminalstatistiken belegen zudem, dass Männer häufiger Tatverdächtige sind und der Frauenanteil weiter sinkt, je schwerwiegender die Delikte sind. Als Kinder haben Jungen mehr Schwierigkeiten in der Schule und im Alter sterben sie früher.
*Für Hilfe bei psychischen Erkrankungen
Für das Umfeld: Als weiblich und als nicht binär gelesene Menschen leiden ebenso unter den Folgen, die die Gesellschaft durch ein hegemoniales Männerbild kreieren. Die Privilegien, die Männer gegenwärtig genießen können Diskriminierung marginalisierter Gruppen verschärfen.
Damit einhergehen psychische Erkrankungen als Folge der Diskriminierung in einer patriarchalen Gesellschaft. Diese können sich beispielsweise durch einen niedrigen Selbstwert äußern. Nicht männlich gelesene Personen haben häufig geringere Chancen am Arbeitsmarkt und sind bei der Wohnungssuche benachteiligt. Statistiken zeigen zudem, dass Frauen und nicht binäre Personen häufiger von Armut betroffen sind und geringer verdienen als männlich gelesene Menschen.
Wozu haben wir Geschlechterrollen?
Vielleicht stellst du dir inzwischen ganz zu Recht die Frage, wozu wir überhaupt Geschlechterrollen haben. Grundsätzlich mögen wir Menschen es in Kategorien und in Schubladen denken zu können. Schon als Kind fällt es uns dadurch leichter, Neues zu lernen und im Gedächtnis zu behalten. Zudem geben uns Kategorien wie Geschlechterrollen einen gewissen Halt. Wir können uns an Rollenbildern und Stereotypen orientieren und diese Bilder nutzen, um uns Stabilität für ein selbstbewusstes soziales Handeln zu verschaffen.
Wie unsere Headline vermuten lässt, ist eine zu starre Ausrichtung mit toxischen Folgen verbunden. In Kategorien und Schubladen zu denken, kann dich nämlich genauso in deinem sozialen Handeln einschränken und dich bei deiner Selbstverwirklichung behindern. Beim Schubladendenken in Genderfragen kannst du nicht nur deinem Gegenüber vor den Kopf stoßen, sondern auch dich selbst daran hindern, deine eigene Sexualität und Persönlichkeit frei zu entfalten.
Ein gesellschaftliches Problem
Dem Problem um toxische Männlichkeit liegt eine sexistische Ideologie zugrunde, die in unserer Gesellschaft fest verankert ist und lange Tradition hat. Während dadurch einerseits Männer im Patriarchat geschützt werden, erschwert dieses System es männlich gelesenen Menschen gleichzeitig sich frei zu entfalten.
Ausblick: Einen positiven Ausblick können wir dennoch erwarten. Das Bewusstsein um Genderfragen gerät immer mehr in Diskussion und das sowohl im wissenschaftlichen als auch im politischen und gesellschaftlichen Kontext. Geschlechterrollen befinden sich in einem stetigem Wandel und wir können aktiv dazu beitragen, fixe Geschlechterrollen aufzulösen, indem wir über sie sprechen und unser Umfeld über Folgen toxischer Männlichkeit aufklären.
Tipps für alle gegen toxische Männlichkeit
- Kritische Selbstreflexion: Der erste Schritt zur Besserung ist die Auseinandersetzung mit dem Thema. Dazu gehört auch anzuerkennen, dass männlich gelesenen Personen gewisse Privilegien genießen, die negative Konsequenzen mit sich bringen.
- Männlichkeit hat viele Facetten: wir alle tragen sowohl als weiblich als auch als männlich definierte Eigenschaften in uns. Es gilt daher, dass wir unsere eigene Persönlichkeit erkunden und dadurch unsere eigene Vorstellung davon entwickeln, was alles männlich sein kann.
- Aufklären: Ohne mit erhobenem Zeigefinger dein ganzes Umfeld über toxische Männlichkeit zu belehren, kannst du lockere Gespräche aufsuchen. Indem du andere (Männer) für das Thema sensibilisierst, könnt ihr gemeinsam dazu beitragen toxische Männlichkeitsideale aufzulösen.
- Emotionen zeigen: Ein weit verbreitetes toxisches Stereotyp ist dass Männer Emotionen zurückhalten müssten. Während Aggressionen zu zeigen erlaubt ist, sind Tränen in vielen Familien und sozialen Gefügen nach wie vor schon für Jungen ein absolutes no go. Dabei sind Emotionen menschlich und niemanden vorbehalten.
- Gesundheit: Viele Männer praktizieren noch immer einen problematischen Umgang mit der eigenen Gesundheit. Häufig werden Männer von dem Stereotyp nicht als schwach gelten zu wollen, von Arztbesuchen abgehalten. Auch psychische Erkrankungen sind im toxischen Männlichkeitsbild noch stark stigmatisiert, weshalb psychische Erkrankungen bei Männern oft unbehandelt bleiben.