Vielleicht erinnerst du dich an den Tadel, den du oder deine Mitschüler*innen für das Kritzeln am Seitenrand während des Unterrichts bekommen haben. Immerhin: Heute ermahnt dich niemand mehr, wenn du während der Vorlesung, beim Seminar oder nebenher beim Telefonieren auf das Papier oder den Tisch malst.
Aber: Hast du gewusst, dass Kritzeln nicht nur ein Produkt deiner Langeweile ist, sondern sogar deine Konzentration steigert? Wir finden das ziemlich cool! Was genau dahintersteckt und wie du Kritzeln am besten für deine Produktivität nutzen kannst, verraten wir dir heute.
Kritzeln steigert die Konzentration!
Kritzeleien haben vieles für sich. Sie können einfach schön aussehen und deine Notizhefte und -Blöcke optisch aufpimpen. Außerdem ist kritzeln unterhaltsam und hilft gegen Langeweile. Wenn du dich öfter in Lehrveranstaltungen beim Malen erwischt, ist das auch nicht so verkehrt, wie du vielleicht denkst. Kritzeln steigert nämlich die Konzentration und die Gedächtnisleistung.
Die Bilder entstehen meist im Hintergrund, während die Hauptaufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet ist. Dabei können sie sogar darauf hinweisen, dass man besonders konzentriert ist und fördern, dass Lehrinhalte besser aufgenommen werden. Die Psychologie konnte in Forschungen zeigen, dass das Kritzeln als Nebentätigkeit ein optimales kognitives Erregungsniveau gewährleistet und dadurch das Lernen erleichtert.
Außerdem verhindert es in Tagträume oder Gedanken zu versinken, die zu sehr vom Lehrinhalt ablenken. Beim Zeichnen wechselt deine Aufmerksamkeit nämlich maximal zwischen Lehrinhalten und den Kritzeleien hin und her und du riskierst dabei nicht, dich in Gedanken an das vergangene Wochenende zu verlieren. Wenn du dich von Tagträumen und Gedankenketten also gerne mal zu weit abschweifen lässt, könnte dir das Kritzeln helfen.
Keine Sätze kritzeln
Damit das Kritzeln deine Konzentration fördert und das Studieren erleichtert, gilt es gewisse Dinge zu beachten. Zum einen solltest du vermeiden, dass deine Zeichnungen zu anspruchsvoll werden. Aufwendig durchdachte Doodles setzen viel Aufmerksamkeit voraus und können leicht vom Zuhören ablenken. Außerdem solltest du in der Vorlesung oder im Kurs keine Texte oder Sprüche kritzeln. Das Schreiben aktiviert die Sprachverarbeitung im Gehirn und interferiert mit dem auditiven Input, den du aus Lehrveranstaltungen oder Telefonaten aufnehmen willst.
Hierzu gibt es ebenfalls Untersuchungen aus der Psychologie, die ergaben, dass auditive Inhalte beim Doodlen von Motiven (beispielsweise bei Gesichtern oder Mustern) besser aufgenommen und eingeprägt werden können. Diese aktivieren nämlich den räumlich-visuellen Bereich im Gehirn, der dem auditiven Bereich nicht in die Quere kommt.
Hier kannst kritzeln lernen
Doodlen und das Erlernen der speziellen Zeichentechnik ist mittlerweile zu einem regelrechten Trend geworden. Im Internet gibt es eine Menge Videos und Bildinspiration sowie Literatur mit Anleitungen, die erklären, wie man zum „Kritzelprofi“ wird. Wenn du mit dem Kitzeln anfängst, sind die Blogs Dreieck und Das kreative Universum empfehlenswerte Seiten. Sie geben dir Erklärungen und Anleitungen, um die Zeichentechnik zu Erlernen.
Auch soziale Plattformen wie Pinterest und TicToc versorgen dich unter der Sucheingabe „Doodles“ mit Inspirationen für deine Zeichnungen. Um mit dem Kritzeln zu beginnen, brauchst du lediglich Stift und Papier. Besonders gut eignet sich ein schwarzer Fineliner. Dein Lieblingskugelschreiber, den du für Vorlesungen benutzt, tut es aber auch.
Wenn du es mit dem Doodlen ernst meinst, kannst du aus der Technik ein kreatives Hobby machen. In Zeichenläden finden sich Finelinersets in verschiedenen Stärken, die speziell für Doodles geeignet sind. Außerdem kannst du dich in Bulletjournals, die stärkeres Papier als Schreibblöcke haben, ausprobieren.
An die Stifte – Kritzeln Enttabuisieren
Jetzt weißt du, dass dir deine Lehrenden das Kritzeln zu Unrecht verboten haben.
Du kannst den strengen Lehrenden von früher ja mal anrufen und ihm sagen, dass er ein Trottel war. Wobei…vielleicht investierst du deine Zeit auch in etwas Sinnvolleres. 😉
Beim aufmerksamen Zuhören in Kursen und Vorlesungen sind Doodles ein großartiges Tool, um besser zu studieren. Leider sind sie als Nebentätigkeit im Schulunterricht noch immer ein Tabu und werden als unhöflich empfunden. Viele trauen sich darum gar nicht erst an die Stifte oder malen heimlich.
Zugegeben, für den Vortragenden mag es eine Kränkung sein, auf dem Papier des Studierenden drei Stichpunkte zum Lehrinhalt und sieben Karrikaturen seiner selbst zu finden. Wenn sie aber wüssten, dass du dir damit ihren Vortrag eigentlich nur besser zu merken versuchst, würden sie bestimmt deutlich mehr Milde walten lassen.
Wenn Kritzeleien als Hilfestellung angenommen werden, kann man sie enttabuisieren und konstruktiv einsetzen. In Vorlesungen, wo Studierende passive Zuhörer*innen sind, helfen sie dabei, sich selbst als aktiv und handlungsfähig wahrzunehmen. Oft stehen Doodles auch in Zusammenhang zum emotionalen Empfinden. Beispielsweise Blumen oder Gesichter und die Emotionen, die sie ausdrücken.
Typen von Kritzeleien
Beim Kritzeln ist dir vielleicht schon mal aufgefallen, dass sich bestimmte Motive wiederholen. Tatsächlich gibt es verschiedene Themen und Typen, die besonders häufig und gerne gekritzelt werden. Die TH-Ostwestfalen-Lippe hat bei einer „Tischkritzel-Analyse“ vier verschiedene Typen ausgemacht. Vielleicht ist auf Anhieb ein Thema für dich dabei, das du beim nächsten Besuch im Hörsaal ausprobieren kannst.
- Geometrische Muster: as können beispielsweise Quadrate, Dreiecke oder Kreise sein.
- Florale Muster: neben Blumen werden bei diesem Typ Bäume, Wälder oder ganze Landschaften gekritzelt.
- Ein Name: meist wird der eigene Name oder der einer Freundin oder eines Freundes gekritzelt.
- Gesichter: sie spiegeln oft eine bestimmte Emotion wieder und ähneln Gesichtern aus Comics oder Emojis.
Also – schnappe dir einen Stift und kritzle fröhlich darauf los. Und wenn sich mal jemand beschwert, kannst du der Person ja erklären, dass du dich einfach nur konzentrierst. Und man dich gefälligst nicht dabei stören soll.
Kennst du schon die 1-Prozent-Methode? Sie kann dir dabei helfen, gute Gewohnheiten in deinen Studi-Alltag zu integrieren. Oder du probierst es mit einer App.