Im Juni 2022 hat der Bundestag endlich das 27. BAföG-Änderungsgesetz beschlossen. Es sieht eine Erhöhung der Bedarfssätze, höhere Freibeträge auf das Elterneinkommen und die Erhöhung der Altersgrenze auf 45 vor. Und das bereits im kommenden Wintersemester 2022/2023. Also schon bald mehr Geld für alle? Schauen wir doch mal genauer hin.
Erhöhung der BAföG Bedarfssätze
Das Wichtigste zuerst: Wie viel Geld bekommst du demnächst auf dein Konto überwiesen? Leider nicht viel mehr als bisher. Denn die Sätze steigen um lediglich 5,75 Prozent. Im Klartext heißt es, dass der Grundbedarf von bisher 427 auf 452 Euro steigt. Der Förderungshöchstbetrag steigt von 861 auf 934 Euro. Der Mietzuschlag beträgt statt bisher 325 bald 360 Euro. Der Kinderzuschlag wird auf 160 Euro pro Kind erhöht.
Das ist besser als nichts, kommt mit der aktuellen Inflation und den steigenden Lebenshaltungskosten aber nicht einmal im Ansatz mit. Leider wirst du bei den aktuellen Entwicklungen am Ende des Monats sogar eher weniger Geld übrig haben als bisher.
Weiterhin fehlt immer noch eine automatische Anpassung an die Lebenshaltungskosten. Sollten Inflation und Mieten weiter steigen – und davon ist auszugehen – wird die Wirkung der Reform demnächst noch weiter verpuffen. Das macht es für dich schwierig, für die Zukunft zu planen.
Hinzu kommt, dass die Sätze jahrelang nicht erhöht wurden und bereits jetzt der Realität stark hinterherhinken. Selbst die 934 Euro (künftiger Höchstsatz) haben sich je nach Wohnort im Handumdrehen aufgelöst.
Höhere Freibeträge auf das Einkommen von dir und deinen Eltern
Viel deutlicher fällt die Erhöhung der Freibeträge auf das Gehalt deiner Eltern aus. Sie steigen um ganze 20 Prozent. Als Einzelkind von verheirateten Eltern gab es bisher bis 2.000 Euro Monatsnetto den höchsten BAföG-Satz. Demnächst steigt der Betrag auf bis 2.415 Euro Monatsnetto. Sprich: Deine Eltern können mehr verdienen, ohne dass dir Geld abgezogen wird.
Auch du selbst kannst nun mehr verdienen und immer noch den Höchstsatz beziehen. Dein Minijob bleibt künftig bis 520 Euro anrechnungsfrei.
BAföG für alle heißt es aber leider noch lange nicht. Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik geht davon aus, dass die Gefördertenquote in vier Jahren bei 14,7 Prozent liegt. Ohne die BAföG-Reform 2022 wären es 13,3 Prozent. Also lediglich 1,4 Prozentpunkte weniger. Kein großer Sprung.
Altersgrenze wird auf 45 Jahre erhöht
Nichts zu meckern gibt es an der geplanten Erhöhung der maximalen Altersgrenze von bisher 30 auf 45 Jahre. So können auch ältere Menschen eine Förderung erhalten, was unser Studiversum gerechter und inklusiver macht.
Teile der Reform sind echt nice. Hoffentlich bekommen bald mehr Menschen BAföG!
Die Vermögensfreibeträge steigen ebenfalls
Wer spart – verliert. Zumindest galt das bisher, denn ab 8.200 Euro auf dem Konto wurde das BAföG gekürzt. Diese Summe wird nun auf 15.000 Euro angehoben. Für Studis ab 30 sogar auf 45.000 Euro. Eine gute Sache!
Einmalige Heizkosten-Pauschale
Um den steigenden Heizkosten entgegenzuwirken, erhalten alle BAföG-Empfänger*innen für die Heizperiode 2021/2022 einen einmaligen Betrag in Höhe von 230 Euro. Der Zuschuss muss nicht beantragt werden und wird an alle ausgezahlt, die zwischen Oktober 2021 und März 2022 mindestens einen Monat lang BAföG erhielten. Studierende und Auszubildende sollen somit entlastet werden, sofern sie nicht mehr zuhause wohnen.
Adieu, BAföG-Anträge auf Papier!
Das BAföG zu beantragen war bisher eine bürokratische Leidensgeschichte, die schon mal ordentlich Zeit und Nerven auffressen konnte. Das soll sich nun bessern. Die Unterlagen müssen nicht mehr wie bisher ausgedruckt und unterschrieben zum zuständigen Amt versendet werden. Demnächst soll es reichen, sich auf BAföG digital anzumelden und den Antrag auf Förderung vollständig digital zu versenden.
Was weiterhin ungelöst bleibt, sind die fehlenden Mitarbeiter*innen in den jeweilen Ämtern. Wegen des Personalmangels kann die Bearbeitung schon mal mehrere Monate dauern. Sollten nach der Reform mehr Menschen das BAföG beantragen, kann sich diese Situation weiter verschlechtern.
Und sonst so?
Die BAföG-Reform 2022 sieht noch weitere kleinere Änderungen vor. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat zu diesem Thema ein FAQ eingerichtet.
Fazit
Die neue Reform hat viele gute Ansätze. Leider bleiben die Regelsätze weiterhin viel zu niedrig und gehen an den steigenden Lebenshaltungskosten immer stärker vorbei. Eine Erhöhung um 20 Prozent wäre angesichts der aktuellen Weltlage angebrachter. Und auch eine automatische Anpassung für die Zukunft wünscht man sich bisher vergeblich.
Wie viel BAföG steht dir eigentlich zu? Der BAföG-Rechner sorgt für Klarheit. Du suchst noch einen Nebenjob? Wie wäre es mit einem Fitnessstudio?