Interview: So wird man Radio-Reporter*in

Ein Job beim Radio ist abwechslungsreich und anspruchsvoll. Wir versorgen euch mit Einblicken aus erster Hand in unserem Studijob-Interview.

Im Journalismus und der Presse zu arbeiten, ist fĂźr viele Studierende ein Traumjob. Ob Politikwissenschaftler*innen, Literaturwissenschaftler*innen, Studierende der Medien- und Kommunikationswissenschaften oder fĂźr Journalist*innen: Das abwechslungsreiche Berufsfeld ist fĂźr viele eine spannende Option.

Für einen Einblick haben wir uns mit Valentin Brückner unterhalten. Er studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften und arbeitet jetzt für Antenne Brandenburg. Im Interview mit Captain Campus erzählt von seinem Weg zum Radio-Reporter, seinem beruflichen Alltag und warum kleine Themen eine große Bedeutung haben.

Captain Campus: Wie bist du zum Radio gekommen?

Valentin Brßckner: Mein Bruder hat acht Jahre lang beim Radio gearbeitet, was ich schon immer recht spannend fand. Ich habe dann ein Praktikum bei einem Fernsehsender und bei zwei Radiosendern gemacht. Studiert habe ich Medien und Kommunikation mit dem Schwerpunkt Rundfunkjournalismus. Später habe ich mich erfolglos um verschiedene Volontariate bei den Üffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten beworben.

Auf einer Party habe ich zufällig einen Radioreporter von Antenne Brandenburg kennengelernt, der meinte, dass sie nach Reportern suchen und der mir den Kontakt zu seinem Arbeitgeber verschafft hat. Da hab ich dann eine Woche als Reporter probegearbeitet und wurde genommen.

CC: Was gefällt dir am meisten an deiner Arbeit?

VB: Die Freiheit und die MĂśglichkeit, Menschen und deren HintergrĂźnde und Meinungen kennenzulernen, die mir sonst nie begegnet werden. Da ich als freier Reporter arbeite, lege ich selbst fest, wann ich welchen Auftrag realisiere, ergo welche Arbeitszeiten ich habe. Wenn ich theoretisch mal eine Woche nicht arbeiten will, kann ich das tun, ohne jemandem Rechenschaft ablegen zu mĂźssen. Dann gibt es aber halt auch kein Geld, das ist die Kehrseite der Medaille.

Die Themen beschäftigen sich meistens mit der „einfachen“ Bevölkerung Brandenburgs, sodass ich schon viele nette und bodenständige Menschen kennenlernen durfte und die Landschaft besser erleben konnte, als es zum Beispiel bei einem Bürojob in Berlin der Fall wäre.

CC: Welche Rubriken und Bereiche begeistern dich?

VB: Das ist schwierig zu beantworten. Ich mag die Themen, die auf den ersten Blick irrelevant wirken, für bestimmte Personen dann aber weitreichende Konsequenzen haben. Zum Beispiel hab ich einen Radiobeitrag über die Sanierung einer Zugbrücke in Groß Köris gemacht. Für mich als Berliner war das komplett egal und nichtssagend, aber für die ansässigen Menschen eine kleine Katastrophe.

Durch die Sanierung wird ein Kanal gesperrt, der Schiffstourismus kommt fast zum Erliegen (was nach Corona echt unschÜn ist), Bootsbesitzer*innen bekommen ihre Boote nicht mehr ins Winterlager, Bootswerkstätten haben Umsatzeinbrßche usw. Es ist spannend zu beobachten, wie sich die Relevanz je nach Blickwinkel um 180 Grad ändert.

valentin, radio-reporter bei Antenne Brandenburg

CC: Wie schaut ein typischer Tag beim Radio aus?

VB: Das lässt sich kaum sagen als freier Reporter. Am Anfang der Woche betreibe ich meistens Themenrecherche im Sender. Das kann ich aber auch im Home Office machen, wenn ich will. Manchmal werde ich aber auch fßr Themen angefragt. Dann organisiere ich Interviewpartner*innen und disponiere einen Dienstwagen, recherchiere ein bisschen zu dem Thema und ßberlege mir Interviewfragen.

Am Tag des Interviews leihe ich mir ein Mikro aus und fahre zu den jeweiligen Orten. Später schneide ich die TĂśne, die ich verwenden will, schreibe ein Beitragsskript und spreche das dann – wenn der*die Chef*in zufrieden ist – ein. Manchmal schreibe ich noch einen Artikel darĂźber, aber nur nach Bedarf. Manche Wochen sind eher unspektakulär und ich habe fast nichts zu tun, was manchmal cool ist. Allerdings ist das dann halt immer mit weniger Geld verbunden.

CC: War es schon länger dein Plan, nach dem Studium zum Radio zu gehen?

VB: Ja, etwa seit der Mitte meines Studiums.

CC: Welchen Einfluss hatte dein Studium auf deine Berufswahl?

VB: Einen Mittelgroßen, würde ich sagen. Hätte ich etwas studiert, das in eine komplett andere Richtung gegangen wäre, hätte ich vermutlich auch nach einem anderen Beruf gesucht. Also bei Medizin, BWL, Maschinenbau oder Pädagogik zum Beispiel. Wäre es jetzt etwas wie Philosophie, Politikwissenschaft oder Germanistik gewesen, hätte ich den Weg vielleicht trotzdem eingeschlagen. Aber ganz grundsätzlich hatte ich ja schon vor meinem Studium ein Interesse an den Medien und speziell am Radio.

CC: Was ist das Besondere an dem Radiosender, fĂźr den du arbeitest?

VB: Besonders an Antenne Brandenburg ist die Aufteilung des Programms. Wie bei vielen Lokalzeitungen gibt es einen Teil des Programms, der in ganz Brandenburg identisch ist, dann aber noch eine Art Lokalteil. Wir haben also die Studios Perleberg, Potsdam, Cottbus, Frankfurt (Oder) und Prenzlau, die sich im Nachmittagsprogramm unterscheiden.

Fßr diesen Nachmittagsteil arbeite ich ßberwiegend. Ich suche und bekomme also nur Themen, die sich in dem Bereich abspielen, fßr den das Studio Potsdam zuständig ist. Da dieser Bereich ßberschaubar ist, kÜnnen die anderen Reporter*innen und ich immer mit E-Autos zu den Interviews fahren, was ziemlich cool ist.

CC: Wie viele Stunden arbeitest du in der Woche und wie gut kommst du mit deinem Gehalt zurecht?

VB: Das ist komplett davon abhängig, wie viele relevante Themen und verfßgbare Reporter*innen es gibt. Manchmal habe ich nur einen Beitrag pro Woche, dann habe ich zwei Beiträge, muss einen Bericht schreiben, die Nachrichtenredaktion mit O-TÜnen beliefern, eine Umfrage durchfßhren und eine Moderation schreiben.

Wenn jede Woche so ist wie die als Zweites Beschriebene, ist Geld kein Problem fßr mich. Man wird jetzt nicht fßrstlich entlohnt, aber wenigstens bekommt man fßr jeden Pups, den man leistet, auch eine extra Vergßtung. Wenn ich aber nur einen Beitrag in einer Woche mache, ist das schon wenig und ich hätte auch kaum etwas zu tun. Aber das kann man eben nie wissen.

CC: Kannst du dir momentan vorstellen, eine andere Tätigkeit auszußben, zum Beispiel am Theater [Valentin schauspielert in seiner Freizeit leidenschaftlich gerne]?

VB: Definitiv. Ich bin im Unitheater der CharitÊ aktiv und wie so viele träume ich natßrlich davon, mal als Schauspieler mein Geld zu verdienen. Aber das ist halt ein Traum und ein Hobby und nichts, wo ich Ambitionen hab, wirklich viel Arbeit reinzustecken, dafßr bedeutet mir das zu wenig. Ich kann mir auch einen Job in einer Werbeagentur vorstellen oder als Texter fßr Fernsehsendungen oder als Host fßr einen Podcast. Oder auch was ganz anderes wie Tierpfleger in einer namibischen Tierauffangstation. Aber aktuell bin ich happy mit dem Weg, den ich gerade gehe.

Die Fragen stellte Josefine Issleib.

captain-campus-qoute

Du interessierst dich fĂźr Arbeit denen deinem Studium? Wir verraten dir, worauf du als Werkstudent*in achten solltest.

Andere Studis lesen auch