Stipendium: Warum du dich bewerben solltest und wie du deine Chancen maximierst

Stipendien – sind das nicht diese Finanzspritzen für die Studis, die eigentlich eh genug Geld haben? Das stimmt zwar teilweise, aber längst nicht immer. Die deutsche Stipendienlandschaft ist vielfältig und unübersichtlich. Wir helfen dir durch den Dschungel und geben dir wertvolle Tipps zur Bewerbung. Wie du auch ohne Bestnote Stiftungen von dir überzeugen kannst, erfährst du hier!

Wer kennt es nicht – Mitte des Monats, das Geld ist schon wieder knapp und bald ist der Semesterbeitrag fällig. Damit bist du leider nicht allein: Dem Statistischen Bundesamt zufolge waren im Jahr 2022 fast 40% der Studierenden armutsgefährdet. Bei allein oder in WGs lebenden Studierenden waren es sogar 76%. Obwohl Studieren allein eigentlich ein Vollzeitjob ist, heißt das für viele Studis: jobben, jobben, jobben. Das geht zulasten der Regelstudienzeit und der Karriere. Und: Zukunftsängste en masse.

Stipendium: Was ist das eigentlich?

Ein anderer Begriff für Stipendien lautet Begabtenförderung. Die finanzielle Unterstützung begeisterter Lernender ist schon viele hundert Jahre alt, den Begriff „Stipendium“ findet man schon in Wörterbüchern aus dem 18. Jahrhundert! Heute wird darunter zumeist eine finanzielle Unterstützung Studierender verstanden.

Häufig gibt es zusätzlich Mentoratsprogramme, Möglichkeiten zum Netzwerken, Workshops und Weiterbildungen. Diese Leistungen werden als ideelle Förderung bezeichnet und sind mindestens genauso hilfreich wie das Geld. Stipendien werden von unterschiedlichen Stiftungen und Vereinen vergeben. Es gibt große Stiftungen, beispielsweise parteinahe Stiftungen wie die Konrad-Adenauer-Stiftung oder die Friedrich-Ebert-Stiftung, aber auch sehr kleine Stiftungen.

Jede Stiftung hat unterschiedliche Kriterien, nach denen sie Stipendien vergeben. Außerdem unterscheidet sich, welcher Abschluss gefördert wird: Bachelor, Master und Promotion können unterstützt werden.

Auch die Förderdauer ist unterschiedlich: Es gibt Stipendien, die du dein gesamtes Studium über erhältst und solche, die für besondere Anlässe wie einen Auslandsaufenthalt vergeben werden. Das wohl bekannteste Beispiel für ein Auslandsstipendium ist Erasmus.

Nur die Note zählt? Falsch!

Die Leistung im Studium spielt zwar eine große Rolle, denn die Stiftungen möchten Studis fördern, die gut sind in dem, was sie tun. Allerdings heißt Leistung nicht, dass du mit einem Schnitt unter 2,0 keine Chance hast. Denn neben den Noten zählt auch gesellschaftliches Engagement. Du hast in der Schule AGs geleitet oder bist in der Studierendenvertretung aktiv, bei den Pfadfinder*innen oder in der freiwilligen Feuerwehr? Hilfst im Fußballverein beim Jugendtraining? Das ist wortwörtlich Gold wert, denn damit zeigst du gesellschaftliche Verantwortung – eine wichtige Voraussetzung, um gefördert zu werden.

Außerdem berücksichtigen viele Stiftungen auch deine persönliche soziale Lage. Bist du ein Arbeiter*innenkind, studierst also als erste Person in deiner Familie? Hast du eine Migrationsgeschichte oder besondere Hürden, die dir das Studium erschweren? Auch hier lohnt sich die Bewerbung. Außerdem solltest du deine Forschungsinteressen unter die Lupe nehmen: Dich interessieren ökologische Themen, Wirtschaft oder Geschlechtergerechtigkeit? Viele Stiftungen fördern gezielt Studierende mit bestimmten inhaltlichen Schwerpunkten.

Wie finde ich das richtige Stipendium?

Okay, wir haben dich überzeugt – du wirst dich bewerben. Nur: Wie zur Hölle sollst du in dem ganzen Chaos durchblicken?

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Das ist eine berechtigte Frage. Zunächst mal: Richte dich gemütlich vorm PC ein und google, was das Zeug hält. Es gibt viele Onlinedatenbanken, bspw. den Studium-Ratgeber, die Website des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes und auch das Bildungsministerium für Bildung und Forschung hat hier einige Links zusammengefasst.

Außerdem haben viele größere Stiftungen sogenannte Vertrauensdozent*innen an den verschiedenen Universitäten. Dort kannst du einen Termin vereinbaren und dich direkt zu einer bestimmten Stiftung informieren, die dich besonders interessiert. Du kannst auch deine örtliche Studierendenvertretung kontaktieren – häufig gibt es dort hilfreiche Tipps zum Stipendium.

Wie viel Zeit muss ich einplanen und wie läuft so eine Bewerbung?

Auch hier lässt sich wenig verallgemeinern. Generell solltest du dich frühzeitig bewerben und dich rechtzeitig über die Bewerbungsfristen informieren. Viele Stiftungen haben zwei Bewerbungsrunden pro Jahr, aber für die Bewerbung sind diverse Unterlagen erforderlich: Zeugnisse, Lebenslauf, Bescheinigungen deiner Professor*innen über deine Leistung, Empfehlungen von Vertrauenspersonen, die deine Persönlichkeit einschätzen können. Das zusammenzusuchen kostet Zeit.

Oft musst du auch deine finanzielle Situation ganz genau angeben. Außerdem sollte dein Motivationsschreiben gut durchdacht sein. Wenn deine Unterlagen überzeugen, wirst du zu einem oder mehreren Gesprächen eingeladen. Danach folgt die Entscheidung. Es kann also durchaus einige Monate dauern.

Die wichtigsten Do’s & Don‘ts

Du merkst: Die Bewerbung wird dich etwas Zeit kosten. Deshalb gibt es zum Abschluss noch ein paar wertvolle Tipps.

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  • Do: Es lohnt sich, sich bei mehreren Stiftungen parallel zu bewerben…
  • Don’t: …aber du solltest sie sorgfältig auswählen: Viele Stiftungen fragen ab, wo du dich beworben hast. Und wenn du dich gleichzeitig bei der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung und der linken Rosa-Luxemburg-Stiftung bewirbst, kann das unglaubwürdig wirken.
  • Do: Du solltest in deiner Bewerbung nämlich deutlich machen, warum es ausgerechnet dieses spezielle Stipendium sein soll.
  • Don’t: Und das heißt auch, dass du das Motivationsschreiben besser nicht einfach copypastest.
  • Do: Wenn du einem*einer Professor*in positiv auffällst, geh offen auf die Person zu und frag‘ nach einer Empfehlung.
  • Don’t: Warte damit aber, bis du schon eine oder mehrere Noten bei der Person geschrieben hast. Die Stiftungen prüfen nämlich auch die Glaubwürdigkeit der Empfehlung.
  • Do: Betone deine Stärken und versteck‘ dich nicht. Jeder Auslandsaufenthalt, jedes Engagement ist wichtig.
  • Don’t: Flunkern solltest du aber vermeiden. 2 Wochen Urlaub in Frankreich als mehrmonatigen Aufenthalt zu verkaufen, fällt auf – und dir auf die Füße.
  • Do: Schau‘ in den nächsten Wochen regelmäßig auf unserem Blog vorbei. Wir stellen dir nämlich nach und nach die verschiedenen Stipendienformate und ihre unterschiedlichen Anforderungen vor!

Ein Stipendium kommt für dich nicht infrage, aber du brauchst trotzdem finanzielle Unterstützung während deines Studiums? Wir erklären dir Step-by-Step, wie du einen BAföG Antrag richtig stellst.

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