Forstwirtschaft Studium: Jagen, Pflanzen, Bäume fällen

Du bist auf der Suche nach einem Studium, bei dem du einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten kannst? Umwelt- und Naturschutz liegen dir am Herzen und der Wald in dein „zweites Zuhause“? Dann ist ein Forstwirtschaft Studium vielleicht genau das richtige für dich.

Auch in diesem Sommer litten deutsche Wälder unter der langen Hitze und dem geringen Niederschlag. Das hat in vielen Waldgebieten große Schäden angerichtet und die Forstwirtschaft erneut vor große Herausforderungen gestellt. Darum sind Anwärter*Innen in diesem Berufsfeld grade dringend gefragt. In unserem Interview teilt Lena Emma Trostmann von der FH Erfurt ihre Erfahrungen aus dem Forstwirtschaft Studium.

Captain Campus: Warum hast du dich für ein Studium der Forstwirtschaft entschieden?

Lena Emma Trostmann: Ich interessiere mich lange für Natur und Nachhaltigkeit und das Studium war für mich eine Möglichkeit, in einen sehr breit gefächerten Bereich einzusteigen, der jetzt und in den kommenden Jahren immer weiter an Bedeutung gewinnen wird. Die nachhaltige Nutzung der Wälder und ihr Schutz ist eine Aufgabe, die sowohl lokal als auch global Einfluss hat und wertvoll für die nächste Generation ist.

CC: Wie ist die Geschlechterverteilung und gibt es Vorurteile gegenüber Studierenden in den Forstwirtschaften?

Lena, angehende Försterin

Lena: Die Geschlechterverteilung ist bei uns fast ausgewogen mit einem leichten Überhang bei den Männern. Es gibt einige Stereotype, zum Beispiel dass wir alle sehr konservativ sind und am liebsten nur allein mit dem Dackel und der Waffe zur Jagd durch den Wald ziehen. Ich kann das so nicht bestätigen.

Auch bei uns gibt es eine gute Mischung und sehr viele offene, kontaktfreudige Leute. Welcher Stereotyp tatsächlich stimmt, ist dass wir alle mit sehr großer Leidenschaft dabei sind und dass es für viele von uns kaum andere Themen gibt. Das konnte ich mir am Anfang auch nicht so richtig vorstellen, und mittlerweile gehöre ich da selbst absolut dazu.

CC: Welche Inhalte und Schwerpunkte gefallen dir an deinem Studium besonders?

Lena: Wir bekommen einen sehr breit gefächerten Überblick, von Botanik über Ökologie und Wildtiermanagement bis zur Betriebswirtschaftslehre und Marketing. Für mich war definitiv Standortkunde ein Highlight, also der Zusammenhang zwischen dem Boden, Klima und welche Pflanzen dort wachsen. Besonders spannend ist auch Waldwachstumslehre und natürlich der Waldbau, in dem alle Teilbereiche dann zusammenlaufen.

CC: Du hast bereits Praktika gemacht. Wie schaut ein Tag beim Forst aus?

Lena: Je nachdem, wo man am Ende landet, kann das sehr unterschiedlich sein. Im Revierdienst beginnt ein Tag oft im Büro, wo man sich einen Überblick verschafft, was ansteht, Nachrichten beantwortet und im Kontakt mit den Mitarbeitern und Unternehmern Aufgaben verteilt und Einsätze plant sowie Maßnahmen abrechnet.

Die täglichen Aufgaben draußen sind je nach Jahreszeit sehr unterschiedlich. Im Frühjahr und Herbst gehört dazu die Koordination von Pflanzung, Zaunbau und Kulturpflege. Im Winter liegt der Fokus besonders auf Jagd und Holzeinschlag, wozu auch die Planung des Wegebaus gehört. Zu jeder Jahreszeit gehört zu den alltäglichen Aufgaben der Holzverkauf, das Einweisen von Unternehmern auf der Fläche und die Abnahme der Tätigkeiten.

Die spannendste Aufgabe ist für mich das Auszeichnen, also die Auswahl, welche Bäume in der nächsten Maßnahme entnommen werden und welche stehen bleiben, um noch weiter zu wachsen und irgendwann starkes, hochqualitatives Wertholz zu werden, während man gleichzeitig den Bestand nach waldbaulichen Gesichtspunkten formt.

CC: Welche beruflichen Pläne hast du nach deinem Studium?

Lena: Ich möchte nach meinem Studium bei einem der Landesforstbetriebe ein Anwärterjahr machen und dann so schnell wie möglich in den Revierdienst einsteigen. Alternativ kann ich mir auch vorstellen, eine Weile ins Ausland zu gehen und Forstwirtschaft in anderen Ländern kennenzulernen.

forstwirtschaft studium - brennender Wald

CC: In den vergangenen Jahren hat es vermehrt Waldbrände in Deutschland gegeben. Welche Herausforderungen bringt das aus deiner Sicht für den Forst mit sich?

Lena: Waldbrände gehörten bis jetzt außer in einigen wenigen Gegenden in Deutschland nicht zum forstlichen Alltag. Das wird sich in Zukunft aufgrund der lange anhaltenden Trockenheit fast überall ändern. Wichtig ist es aus meiner Sicht, dass jetzt schon pro aktiv agiert wird. Es sollte sich mit Waldbrandpräventionsmaßnahmen (zum Beispiel die Erhöhung des Laubholzanteils) und mit Bekämpfungsstrategien (in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr) vertraut gemacht werden.

Ziel ist dabei, ein sinnvolles Konzept für den Ernstfall zu haben. Außerdem spielt die Öffentlichkeitsarbeit eine große Rolle. Die Bevölkerung gilt es darüber aufzuklären, wie gefährlich es beispielsweise ist, im Wald Feuer zu machen oder zu rauchen und wie schnell die Kontrolle über ein Feuer verloren gehen kann. Ich denke, hier können wir auch viel aus den südeuropäischen Ländern lernen, für die das schon immer ein Thema war.

CC: Was kann die Forstwirtschaft leisten, um deutsche Wälder zu schützen?

Lena: Der Schutz der Wälder erfolgt bei uns seit Jahrhunderten durch nachhaltige Nutzung. Das Konzept der Nachhaltigkeit stammt sogar aus dem Forst. Momentan liegt ein großer Fokus auf dem Waldumbau, das heißt auf der Umwandlung der Wälder in Mischbestände mit verschiedenen Baumarten, die gegenüber Klima- und Schädlingseinflüssen stabiler sind.

Hier greift der Forst lenkend ein, um Baumarten zu begünstigen, die im Klimawandel wahrscheinlich profitieren, damit wir auch in Zukunft einen Wald haben, der Schutzfunktionen (wie zum Beispiel Trinkwasserschutz und Luftreinigung) erfüllt, aber auch die Erholungsfunktion bereitstellt, die viele Menschen so schätzen.

Die Fragen stellte Josefine Issleib.

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