Studieren mit Kind – diese Leistungen stehen dir zu

Du studierst und plötzlich erwartest du ein Kind – oder hast bereits eines? Oder du überlegst, ob du überhaupt unter diesen Umständen ein Studium aufnehmen solltest? Welche Unterstützung gibt es für Studierende mit eigener Familie überhaupt? Wir haben uns für euch einen kleinen Überblick verschafft.

Eine*r von 123.000

In Deutschland haben aktuell rund 7 % der Studierenden Kinder, so die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Spannend ist dabei die Geschlechterverteilung: Unter den studentischen Eltern sind 67.000 Frauen und 56.000 Männer, zu nichtbinären Elternteilen gibt es zumindest aktuell noch keine Zahlen. Dabei ist die Hälfte der studierenden Eltern verheiratet, jede vierte studierende Mutter erzieht ihr Kind allein. Bei denen, die in einer festen Partnerschaft leben – immerhin mehr als ein Drittel – herrscht häufig eine recht traditionelle Rollenverteilung: Während Väter an der Uni kürzertreten oder ihr Studium eine Weile unterbrechen, um Geld zu verdienen, legen Mütter meist ihr Studium auf Eis, um sich gezielt der Kindererziehung zu widmen. So haben unter den Studentinnen mit Kind(ern) insgesamt 89 Prozent ihr Studium wenigstens kurzzeitig unterbrochen.

Allgemein lässt sich sagen: Das Studium studierender Eltern verläuft im Vergleich zu dem ihrer kinderlosen Kommiliton*innen weniger reibungslos, viermal häufiger kommt es bei ihnen zu einer Unterbrechung. Damit ein Studium am Ende von Erfolg gekrönt ist, ist Multi-Tasking gefragt, damit Kind(er), Studium und Privatleben jongliert werden können. 

Doppelbelastung Studienorganisation und Familienalltag?

Das Gute ist, niemand muss das allein schaffen. Neben den üblichen Organisationen wie pro familia und ähnlichen Einrichtungen, die man bei Fragen, Konflikten und Sorgen kontaktieren kann, unterhalten viele Universitäten auch selbst Beratungsbüros. Sobald man schwanger ist oder natürlich auch wenn man bereits ein oder mehrere Kinder hat, kann man hier Sorgen und Ängste besprechen, aber auch konkrete Fragen klären. Darunter fällt zum Beispiel, ob und wann es staatliche Leistungen wie Arbeitslosengeld II, Sozialgeld fürs Kind, Wohngeld, Mutterschaftsgeld etc. gibt und welche Betreuungsmöglichkeiten vorhanden sind. Auch das Studentenwerk hat eine Sozialberatungsstelle. Neben der Möglichkeit einer Beratung kann man hier auch eine einmalige Summe für die Erstausstattung des Babys beantragen. Für Studierende, die keine Mittel wie beispielsweise BAföG zur Verfügung haben, können beim Studentenwerk per Antrag Zugänge zu sogenannten Not-Fonds ermöglicht werden.

Bei den Beratungsstellen geht es also um alle Aspekte des Elternseins, sowohl das Finanzielle als auch die Studienorganisation selbst werden in Betracht gezogen.

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Wichtig: Es gibt offiziell keine Erleichterungen hinsichtlich der Erbringung von Studienleistungen. Diese müssen mit oder ohne Kind gleichermaßen erbracht werden. Oft kann aber ein Gespräch mit den Dozierenden Abhilfe schaffen, da meistens ein gewisses Verständnis für die Situation mit Kind herrscht. Außerdem gilt bei Krankheit des Kindes wie bei eigenen Krankheitstagen, dass Prüfungen unter Vorlage eines ärztlichen Attests nachgeholt werden können.

Familienessen in der Mensa – wenn Kinder mit zur Uni kommen

Viele Unis haben heutzutage eigene Kindergärten, deren Betreuungsstunden glücklicherweise auch zunehmend flexibler werden, schließlich gibt es ja durchaus auch Veranstaltungen bis 18 oder sogar 20 Uhr. Zum Mittagessen kann man das Kind dann sogar abholen und zusammen in die Mensa gehen, wo oftmals auch spezielle Kindermenüs angeboten werden. Danach geht das Kind zurück in die Betreuung und man selbst zurück in die Veranstaltung oder die Bibliothek.

Falls es trotz Kitaplatz mal zu Betreuungslücken kommt, kann man bei deinen Dozierenden natürlich ansprechen, ob das Kind mal mit in die Vorlesung oder ins Seminar kommen darf. Viele Dozierende sehen das ziemlich entspannt. Am besten setzt man sich in die Nähe der Tür, falls man zum Beruhigen oder Wickeln mal nach draußen muss. Säuglinge kann man auch gut im Tuch bei sich tragen (und falls man stillt, einfach darin stillen), für ältere Kinder bringt man am besten was zum Malen oder leise Spielen mit. Falls einem Stillen in der Öffentlichkeit zu unangenehm ist, gibt es an manchen Unis auch eigene Still- und Spielräume. Diese sind manchmal auch ausgestattet mit allem, was es braucht, um ein Fläschchen herzurichten.

Weitere Betreuungsmöglichkeiten

Am günstigsten sind tatsächlich meistens die Kitas der Hochschulen, deren Wartelisten aber oft lang sind. Gerade die Plätze für Kinder unter drei Jahren fehlen oft, nicht nur an den Hochschulkindertagesstätten. Wenn man auf städtische oder kommunale Angebote zurückgreifen möchte oder muss, gibt es in einigen Städten mittlerweile Onlineportale, in denen Plätze zentral vergeben werden. Eine weitere Alternative sind Tageseltern. Deren Tätigkeit kann durch das Jugendamt bezuschusst werden, was beim zuständigen Jugendamt beantragt werden muss. Wie hoch die Betreuungskosten insgesamt und der jeweilige Eigenbeitrag sind, hängt vom Bundesland ab.

Günstig wohnen mit Kind

Neben Betreuung und Studienorganisation ist natürlich auch der Wohnraum ein Thema, das (werdende) Eltern beschäftigt. Viele Studierendenwerke bieten Eltern-Kind-Zimmer in ihren Studierendenwohnheimen an, aber auch hier sind die Wartelisten meist lang. Alternativ kann man aber auch als Familie eine WG gründen. Immer mehr Menschen können sich durchaus vorstellen mit einem oder mehreren Kindern, die nicht ihre eigenen sind, zusammenzuleben. Außerdem gibt es auch zunehmend Alleinerziehende, die sich zusammentun um gemeinsam ihre Kinder großzuziehen – einerseits um weniger Miete zu bezahlen, andererseits auch um sich mit dem Babysitten abwechseln zu können.

Und wie finanziert man das alles?

Wie vorhin schon beschrieben, können die unterschiedlichen Beratungsstellen hier oft gut helfen. Einen kleinen Überblick soll es hier trotzdem geben. So gilt zum Beispiel an allen Unis, dass zumindest ein Elternteil vom Studienbeitrag befreit werden kann. Je nach Universität variiert die Länge der Befreiung, an einigen kann die gesamte Regelstudienzeit berechnet werden. Abhängig von den eigenen Eltern und unabhängig vom eigenen Kind können auch studierende Eltern BAföG beantragen.

Unabhängig vom Studierendenstatus sind hingegen Leistungen wie Kinder- und Elterngeld. Diese können im Normalfall regulär beantragt werden. Vorsicht allerdings für ausländische Studierende, für die häufig andere Bestimmungen gelten. Falls die gebärende Person vor der Geburt gearbeitet hat (hierzu zählen auch Minijobs), kann außerdem bei der Krankenkasse Mutterschaftsgeld beantragt werden. Dieses wird im Zeitraum von sechs Wochen vor der Geburt bis acht Wochen nach der Geburt gezahlt und beträgt höchstens 13 € pro Tag. Berechnet wird das Ganze auf Basis des vorherigen Nettolohns.

Auf ALG II oder Sozialhilfe haben Studierende per se keinen Anspruch. Trotzdem gibt es Ausnahmeregelungen, die beachtet werden sollten. Reicht das Einkommen für den Lebensunterhalt nicht aus, kann für das Kind selbst, nicht jedoch für die Eltern ALG II beantragt werden. Außerdem kann Wohngeld beantragt werden, das infolge der derzeitigen Energiekrise sogar für noch mehr Haushalte zugänglich gemacht wurde.

Bei Alleinerziehenden, bei denen der andere Elternteil den Unterhalt nicht zahlen kann oder will, übernimmt das Jugendamt einen Unterhaltsvorschuss. Später wieder dieser dann durch das Amt vom anderen Elternteil zurückgefordert.

Neben den Unis und staatlichen Hilfen können auch private Stiftungen und Vereine helfen. Es gibt Stipendien speziell für studierende Eltern, wie auch einmalige Unterstützungen für Mittellose wie zum Beispiel von der Bundesstiftung Mutter+Kind.

Was außerdem noch wichtig ist

Ein Kind aufzuziehen, ist eine große Aufgabe und nicht umsonst gibt es das Sprichwort darüber, dass es ein Dorf braucht um ein Kind großzuziehen. Angesichts dessen, dass viele Studierende nicht mehr in derselben Stadt wohnen wie ihre Familien, andere vielleicht auch keinen Kontakt zu den Herkunftsfamilien haben, kann es manchmal sehr einschüchternd sein, trotzdem ein Kind zu bekommen. Die gute Nachricht ist: Ein Dorf kann man selbst gründen. Familie kann man wählen. Es gibt viele Gruppen für Eltern und Kinder, es gibt vielleicht im Umfeld Freund*innen und/oder Verwandte, die unterstützen können und wollen, und auch staatliche Unterstützung für die ersten Jahre wie beispielsweise die Frühe Hilfe. Auch wenn es sich manchmal vielleicht so anfühlen kann: Du und deine Familie seid nicht allein.

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