Mental Health Barometer 2022: Die Hälfte der Studierenden hat psychische Probleme

Eine große Umfrage mit über 8.000 teilnehmenden Studierenden in Deutschland und Österreich macht klar: Es steht nicht gut um ihr geistiges Wohlbefinden. Die Gründe sind zahlreich. Und Frauen sind am meisten betroffen.

Studieren ist zurzeit kein Ponyhof. Tatsächlich war das Studium selten so belastend für die Psyche. Die Gründe sind ganz unterschiedlich: Inflation, Kriege, Knappheit der Wohnräume, ungewisse Zukunft – you name it! Das Ergebnis: Mehr als der Hälfte aller Studis geht es psychisch schlecht. Auf dieses Ergebnis kommt jedenfalls der aktuelle Metal Health Barometer der Studierendan-App Studo und Instahelp, einer Plattform für psychologische Betreuung. 

Damit du dich nicht durch endlose Zahlen und Statistiken klicken musst, haben wir die wichtigsten Eckpunkte dieser spannenden Umfrage für dich zusammengefasst. Gern geschehen! 

Die Mental Health Barometer Umfrage 2022

Jedes Jahr befragen die Unternehmen Studo und Instahelp Studierende in Deutschland und Österreich nach ihrem aktuellen Wohlbefinden. Und die Studis sprechen offenbar gerne über ihre Probleme, denn insgesamt 8.432 Personen nahmen im vergangenen November an der Umfrage teil. 

Die Eckdaten der Teilnehmenden:

  • Altersdurchschnitt: 22,5 Jahre
  • 66 % weiblich
  • 30,6 männlich
  • 2 % divers
  • 73 % studieren an einer Universität
  • 22 % studieren an einer Fachhochschule
  • 5 % studieren an einer pädagogischen Hochschule
  • 81 % studieren im Bachelor
  • 12 % studieren im Master
  • 7 % studieren im Diplom
  • 46 % sind nicht berufstätig
  • 30 % arbeiten geringfügig
  • 24 % arbeiten 11 oder mehr Stunden in der Woche
  • 36 % studieren in Deutschland. 

Mehr als der Hälfte geht es mental nicht gut

Traurig, aber wahr: 52 % gaben an, über eine weniger gute oder gar schlechte mentale Gesundheit zu verfügen. Das deckt sich mit dem Wert aus dem Vorjahr. Allerdings hat es 2022 keine Lockdowns gegeben und das gesellschaftliche Leben konnte deutlich unproblematischer ablaufen als in den Coronajahren davor. Leider scheint es sich nicht spürbar auf die Psyche der Studierenden ausgewirkt zu haben. Allerdings schätzten 69,2 % ihre Lebensqualität als gut oder sehr gut ein. Eine Steigerung von 51,2 % gegenüber dem Vorjahr! 

Nachdem die letzten Semester von der COVID-19-Pandemie bestimmt wurden, konnte man 2022 wieder an den Hochschul-Campus und zum gemeinschaftlichen Studierendenleben zurückkehren. Die Lebensqualität der Studierenden ist daraufhin stark gestiegen – was aus unserer Sicht an mehr sozialen Kontakten und weniger Isolation liegt„, erklärte Studo-Geschäftsführer Lorenz Schmoly. 

Frauen geht es deutlich schlechter

Der Gesundheitszustand von weiblichen Studierenden ist im Vergleich zu männlichen Studierenden sowohl hinsichtlich der mentalen als auch der körperlichen Gesundheit leider signifikant schlechter. Frauen schätzten ihre Lebensqualität als schlechter ein. Allerdings waren sie auch viel eher dazu bereit, sich Hilfe zu holen. Woran diese Unterschiede lagen, lässt sich aus der Umfrage leider nicht erkennen. 

Stress, Stress, Stress

Vier von fünf erleben Stress im Studium. Über 80 % fühlen sich aktuell in ihrem Studium gestresst. Überforderung und Arbeitsaufwand im Studium, die eigene finanzielle Situation, psychische Probleme und Prüfungen waren die am öftesten aufgeführten Belastungsfaktoren der Befragten. Die Belastungen des Studiums, aber auch Sorgen aufgrund der COVID-19-Pandemie und des aktuellen Weltgeschehens wirkten sich stark auf die mentale Gesundheit der Studierenden
aus. 52 % fühlten sich durch die Pandemie und über 60 % durch die aktuellen Weltgeschehnisse in ihrer mentalen Gesundheit beeinträchtigt.

Du fühlst dich auch gestresst? Wir verraten dir, wie Zimmerpflanzen und Hunde dir dabei helfen können, ruhiger zu bleiben. 

Psychische und physische Gesundheit sind gleich wichtig

Immerhin ist das Bewusstsein für die eigenen Probleme da. So gaben drei Viertel an, dass Mental Health für sie genauso wichtig sei wie ihre körperliche Gesundheit. Allerdings nehmen sich die meisten kaum Zeit, um daran zu arbeiten. Maximal eine Stunde pro Woche wird für das mentale Wohlbefinden eingeplant. Im Gegensatz dazu, planen die Studis 2 bis 5 Wochenstunden für ihre körperliche und soziale Gesundheit ein. 

Dabei kannst du dir so viel Gutes tun! Wie wäre es zum Beispiel mit besserem Schlaf? Oder du hörst mit dem destruktiven Doomscrolling auf deinem Handy auf. Auch das Führen eines Tagebuchs kann dir im Alltag helfen. Und wenn die dunkle Jahreszeit dir mal wieder zu lange vorkommt, gibt es von uns auch dafür gute Tipps

Über Probleme spricht man nicht? 

Obwohl man sich der Probleme bewusst zu sein scheint, ist das Sprechen über psychische Probleme in der Öffentlichkeit für den Großteil weiterhin tabu. Weniger als ein Drittel hatte da Gefühl, man könne in der Gesellschaft gut darüber sprechen. Für den Rest bleibt es ein Tabuthema. Wie schade! 

Professionelle Hilfe

Immerhin: 86 % der Befragten würden bei mentalen Herausforderungen professionelle Hilfe annehmen. Aktuell besteht sie oft aus Selbstrecherche (47 %) oder Selbsthilfe (29 %). Ein Drittel der Befragten hat bisher gar keine Unterstützungsangebote genutzt.

Das Geld spielt eine große Rolle. Wären die Hilfsangebote umsonst, würden Studierende am liebsten psychologische Beratung oder Therapie vor Ort, psychologische Studierendenberatung oder psychologische Online-Beratung nutzen.

Das Bild des Studierendenlebens ist oft ein romantisches. Die Realität zeigt aber, dass Studierende psychisch belastet sind. Der Hilferuf nach professioneller Unterstützung wird immer lauter, aber diese muss für Studierende leistbar sein“, fordert Instahelp-Geschäftsführerin Dr. Bernadette Frech.

Die Daten im Überblick

Der Mental Health Barometer von Studo - Infografik

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