DIY-Möbel sind originell und bereichern deine Inneneinrichtung in jeder Hinsicht. Doch schöne alte Möbel professionell restaurieren zu lassen, ist oft teuer. In einem Studi-Budget ist es ganz klar keine Priorität. Du hast handwerkliches Geschick? Dann zimmere oder restauriere schöne Möbel doch selbst!
Ob Couches, Schränke oder Bilderrahmen – Flohmarktfunde können zum neuen Mittelpunkt deines Zuhauses werden. Und auch an sogenanntem „Sperrmüll“ wirst du nie wieder gleichgültig vorbeigehen. Denn ab sofort sind die weggeworfenen Möbel anderer Menschen dein neues Hobby.
Das Restaurieren macht viel Spaß. Zudem ist das ganze Projekt nachhaltig und umweltfreundlich. Also – ziehe dir die Latzhose über, setz die Schutzbrille auf und fange an zu hobeln!
Zimmere dir dein Zimmer zurecht – Holzmöbel schleifen
Für viele Menschen ist Holz das schönste Material überhaupt. Es erzählt eine Geschichte, fühlt sich warm und vertraut an und lässt sich wunderbar bearbeiten. Mit etwas Arbeit kann ein abgerockter Stuhl oder Kommode zu einem wahren Hingucker werden. Diese Grundschritte solltest du anwenden, wenn du einen solchen Schatz aufgesammelt und in deine improvisierte Werkstatt geschleppt hast:
Ziehe zuerst alle Schrauben deines neuen Möbelstücks fest, poliere lose Stellen mit Holzleim und drücke diese fest. Wenn eine Stelle gebrochen ist, solltest du sie gut anschleifen, Holzleim auftragen und (über Nacht) mit einem festen Riemen oder ähnlichem sichern.
Anschließend wird das gesamte Möbelstück mit Stahlwolle geschliffen. Je nachdem wie „neu“ die Möbel aussehen sollen, musst du gründlicher und länger arbeiten. Natürlich kannst du auch mit einer Schleifmaschine arbeiten, wenn du eine auftreiben kannst. Diese gibt es schon für rund 35 Euro im Baumarkt.
Trage dann eine Holzlasur auf. Hier stehen dir im Handel diverse Holztöne zur Auswahl. Die Lasur sollte mit einem Pinsel in regelmäßigen Strichen entlang der Maserung aufgetragen werden. Am besten von unten nach oben arbeiten, um Schmutzspritzer zu vermeiden.
Das Polieren der Oberfläche schützt das Holz und verleiht den Möbeln einen schönen Glanz. Dafür benötigst du eine Schellackpolitur sowie ein Polierpad. Das Pad sollte eine Polsterung aus reiner Wolle oder Baumwolle haben, die in ein Tuch gewickelt und sehr saugfähig ist. Tauche einfach die Polierkugel in die Schellackflüssigkeit und bewege sie in schnellen, kreisenden Bewegungen über die Holzoberfläche. Es ist wichtig, die gesamte Oberfläche zu behandeln und den Vorgang mehrmals zu wiederholen, bis du mit dem Resultat happy bist.
Gib Stoff! Polstermöbel neu beziehen
Kommen wir nun zu einer etwas schwierigeren Prozedur als Holzbearbeitung. Eines vorweg: eine komplette Couch neu zu polstern ist wahrscheinlich zu viel gewollt, auch mit etwas Erfahrung. Dafür gibt es Expert*innen, deren Service nicht ganz billig ist. Versuche dich also erst einmal mit kleinen Projekten. Eine Stuhlpolsterung zum Beispiel.
Diese Werkzeuge brauchst du für das Polstern von Möbeln:
- Tacker
- Schere
- Hand-Polsternadel und Stecknadel
- Maßband
- Strapazierfähiger Polsterstoff
- Nähfaden
- Vlies/Wolle
Du hast in deiner Hobby-Box gekramt und alle Tools aus unserer Liste vor dir ausgebreitet? Dann kann es losgehen. Hier kommt unsere Step-by-Step-Anleitung:
- Finde eine Polsterung, die dir gefällt. Sie sollte robust genug sein, um Jahre zu halten.
- Nimm Maß. Als Faustregel gilt: Zu der gemessenen Länge und Breite addierst du nun die dreifache Höhe und hast die Menge an Stoff, die du brauchst.
- Entferne die Polsterung von dem Rahmen des Möbelstücks.
- Entferne jetzt den alten Bezug. Wenn er nicht muffig oder faltig ist, kannst du ihn auch einfach drauf lassen und den neuen Stoff einfach drüber beziehen.
- Nun kommt der Zuschnitt. Lege das Sitzpolster mit der Sitzseite nach unten auf den Stoff. Schneide den Stoff nun so zu, dass an den Seiten genug Material bleibt, um es um das Polster zu falten. In der Regel die zwei- bis dreifache Höhe des Polsters.
- Schneide hiernach das Vlies passend zum Polster und platziere es zwischen dem Polster und dem neuen Stoff. Das macht die Sitzfläche schön weich und eben.
- Stoff feststecken: Den Stoff an allen Seiten falten und mit Nadeln feststecken. Er sollte eng und glatt anliegen.
- Stoff festspannen und von der Mitte zu den Ecken gleichmäßig anheften.
- Die Ecken umfalten: Die Ecken diagonal falten und mit Nadeln befestigen. Den überflüssigen Stoff kannst du nun abschneiden.
- Die Ecken mit einem Kreuzstich nähen: Mit kleinen parallelen Stichen entlang der Diagonale arbeiten und dabei die Seiten des Stoffes immer wieder zusammenziehen.
- Erfreue dich an deinem neu bezogenen Möbelstück. Lass dich nicht entmutigen, wenn der erste Versuch nicht so aussieht, wie du es dir vorgestellt hast. Das ganze Verfahren erfordert einige Übung. Wir glauben an dich!
Werkzeuge und Werkstätten mieten
Du bekommst nicht alle Werkzeuge beisammen? Oder ist dein WG-Zimmer so klein, dass ausgiebiges Basteln nur mit einem fortgeschrittenen Yoga-Kurs möglich wäre? Kein Problem. Die meisten Baumärkte verleihen eine breite Palette an gängigen Werkzeugen für einen vernünftigen Preis. Auch gibt es immer mehr Nachbarschaftsnetzwerke, die sich gegenseitig aushelfen. Einfach mal ein bisschen nach deiner Stadt googeln und du wirst sicher fündig. Das Gleiche gilt auch für Plätze zum Arbeiten. Ateliers oder andere Räume können stundenweise gemietet werden.
Geld sparen und gutes tun
Alte und kaputte Gegenstände wieder frisch zu machen, sollte eigentlich ein No-Brainer sein. Leider ist diese Selbstverständlichkeit in den letzten Jahren im Rahmen der Konsum- und Wegwerfgesellschaft immer unwichtiger geworden. Wir freuen uns, wenn du Teil der Trendumkehr wirst und dein Wohnen durch Upcycling nachhaltiger gestaltest.
Außerdem lernst du einiges über das Handwerk und sparst auch eine Menge Geld. Und glaube uns – ein von dir restaurierter Sessel ist nicht nur um ein Zehnfaches bequemer – darin lernst du auch viel besser! Wissenschaftlich geprüft 😉 🤞
Apropos sparen – hast du dir schon die neue BAföG-Reform angeschaut? Ab dem Wintersemester 2022 ist mehr für dich drin! Die Leidenschaft zur Möbel-Restauration hat dich gepackt? Dann könnte der Roman „Der Distelfink“ von Donna Tartt genau das richtige für dich sein. Auch dort dreht sich alles um einen kleinen Laden für antike Möbel, die von ihrem Besitzer liebevoll restauriert werden. Inklusive spannender Krimi-Story.