Eine WG zu gründen ist nicht nur eine günstige und flexible Wohnform, sondern auch eine gute Gelegenheit, Leute kennenzulernen und Freundschaften zu schließen. In teuren Uni-Städten wie Köln, Stuttgart, Freiburg, Hamburg oder München hast du vermutlich gar keine Wahl als dich für eine Wohngemeinschaft zu entscheiden. Dabei solltest du dir aber auch gut überlegen, mit wem du zusammenziehen möchtest. Leider ist nicht jeder Mensch für eine WG geeignet.
In diesem Artikel stellen wir dir die vier wichtigsten Kriterien vor, die unserer Meinung nach für eine erfolgreiche WG-Gründung entscheidend sind, damit du gut auf dein neues Abenteuer vorbereitet bist.
1. WG Gründen: Suche nach Mitbewohner*innen
Herzlichen Glückwunsch, du gründest eine WG! Schon bald wohnst du mit Menschen, die du magst, feierst mit ihnen die Nächte durch, triffst dich mit ihnen morgens auf einen Kaffee-Talk in der Küche und schaust abends Filme im Wohnzimmer. Vielleicht sind ja sogar WG-Hunde und Katzen drin.
Okay, hold on. Wir wollen deine Euphorie nicht trüben, aber mach jetzt einen Schritt nach dem anderen. Kleine Schritte. Sehr kleine Schritte. Denn eine WG zu gründen, bedeutet auch Arbeit und Verantwortung.
Nehmen wir an, dass du bereits eine passende Wohnung gefunden hast und die Vermieter ihr okay für eine Wohngemeinschaft gegeben haben. Nehmen wir auch an, dass du genug Freunde und Bekannte hast, die mit dir zusammen dort leben möchten. Vielleicht sind es Mitstudierende oder Leute, die du noch aus der Zeit vor dem Studium kennst. Vielleicht musst du aber auch WG-Interviews abhalten und lässt dich auf komplett fremde Menschen ein.
Bedenke, dass es etwas völlig anderes ist, mit jemandem zusammen zu wohnen, als sich lose zu kennen. Selbst enge Freundschaften können durch das Zusammenziehen in Turbulenzen kommen. Wir wollen keine Spaßverderber sein, aber wenn ihr euch abends im Club oder in den Unipausen gut versteht, heißt es nicht, dass ihr dieselben Vorstellungen von Eigentum, Zuverlässigkeit, Rücksicht, Lautstärke oder Sauberkeit teilt.
Sprich diese Dinge im Vorfeld konkret an und sei ehrlich. Zu deinen eventuellen Mitbewohner*innen aber auch zu dir selbst. Du musst nicht arschig sein, aber es bringt auch wenig, eventuelle Konflikte auszuklammern und es „darauf ankommen zu lassen“. Denn zieht ein Mensch erst einmal ein und unterschreibt einen Vertrag, seid ihr verbunden.
Das rückgängig zu machen kann mindestens unangenehm sein. Aber auch rechtlich kompliziert werden, wenn ihr im Vorfeld nicht schriftlich die Verantwortungen und sonstige Absprachen festgehalten habt. Spart euch den Stress und redet über Dinge wie den Putzplan, die Musiklautstärke, Ruhezeiten, Haustiere, Partys und ähnliche Dinge.
Wenn du für deine neue WG unbekannte Menschen suchst, kannst du es auf Ebay Kleinanzeigen oder WG Gesucht versuchen. Auch dort solltest du die Wohnsituation und deine Erwartungen genau beschreiben. Da du die WG gründest, kannst du die Regeln setzen. Ein guter Ausgleich zu der Arbeit, die man sich als Hauptmieter*in auflädt. Aber übertreibe es auch nicht. Schließlich gründest du kein Königreich, sondern eine Wohngemeinschaft. Niemand mag selbstsüchtige Tyrannen. 😉
2. Die richtigen Räume für deine WG
Praktischerweise eignen sich die gleichen Portale auch dafür, die richtigen Räume für deine WG zu finden. Sei gewarnt – gerade in beliebten Studi-Städten kann die Suche lange dauern. Nicht alle Eigentümer*innen mögen WGs und erlauben mehrere Studis in ihren Räumen. Stell dir Notifications ein, wenn eine passende Wohnung auf einem der Portale auftaucht. Auch entsprechende Facebook-Gruppen und Nachbarschaftsportale können funktionieren.
Mache dir über deine Finanzen Gedanken. Bei Wohnungen mit ungleich großen Zimmern, solltest du eine faire Aufteilung der Miete ausarbeiten. Niemand wird es fair finden, für ein 15 qm Zimmer mehr zu bezahlen als jemand, der 25 qm hat – auch wenn diese Person die WG gegründet hat. Sei fair!
Viele Studierendenvertretungen bieten auch Wohnungsbörsen an. Schau mal in dem AStA deiner Uni vorbei und frag nach einer Wohnungsbörse. Dort werden meist Wohnungen gesammelt, die bald frei werden und manche Vermietenden wenden sich selbst an die Uni und bieten ihre Wohnungen für Studierende an. Manchmal findet man dort das ein oder andere Schnäppchen.
Zuletzt: Unterschätzte bei der Suche nicht die Macht der Zeitungen. Viele Vermieter*innen stellen ihre Wohnungen noch in die Zeitung, weil sie entweder kein Internet haben oder sie mit der Menge an Online-Feedback schlicht überfordert sind. Kaufe dir also auch mal eine Tageszeitung und blättere den Anzeigenteil durch. Auch dort findest du ab und an einen kleinen Wohnungsdiamant.
3. Der Mietvertrag: Haupt- und/oder Untermiete?
Wenn du die WG gründest, macht es absolut Sinn, Hauptmieter*in zu werden. So trägst du zwar auch viel Verantwortung, stellst aber auch die Weichen für das zukünftige Zusammenleben. Die Verantwortung beinhaltet auch das Stellen der Kaution, die pünktliche Überweisung der Gesamtmiete und die Haftung für schuldhaftes Verhalten deiner Mitbewohner*innen
Wir haben einen ausführlichen Artikel über die Unterschiede von Hauptmiete, Zwischenmiete und Untermiete geschrieben. Schau doch mal vorbei!
4. Gemeinsamkeiten und Regeln: Worauf sollte man achten?
Wie schon gesagt, sollten die Grundlagen abgesprochen werden, BEVOR ihr irgendwas unterzeichnet. Manche Dinge sollten unbedingt in eure Untermietverträge rein. Wer wie viel Kaution bezahlt oder wie lange die Kündigungsfrist sein soll. Bedenke – wenn Dinge schief gehen, bist DU verantwortlich. Sei also auch bei Menschen, die du gut kennst, ruhig gewissenhaft. Leider passieren im Leben immer wieder unangenehme Überraschungen und nicht alle Dinge laufen nach Plan.
Aber auch Dinge des täglichen Lebens sollten abgesprochen sein. Verpflegen sich alle selbst oder gibt es eine gemeinsame Essenskasse? Wie sieht der Putzplan aus? Wann sind eure Ruhezeiten? Seid ihr eine Zwecks-WG? Oder gehören gemeinsame Aktivitäten von Anfang an dazu? Auch darauf werden nicht alle Bock haben.
Am besten legst du eine Excel-Tabelle an, in der du dir eine Übersicht der Fixkosten und sonstiger Absprachen erstellst. Auch ein WG-Konto ist eine Option. Darauf könnt ihr alle Fixkosten überweisen und abbuchen lassen. Von dort werden auch die Miete und andere Kosten abgebucht. So muss niemand ggf. mit dem eigenen Konto hinhalten und warten, bis die anderen ihren Teil überwiesen haben.
Deine Mitbewohner*innen können einen Dauerauftrag auf das WG-Konto einrichten und sämtliche Wohnungskosten (Waschmittel, Glühbirnen, Reparaturen etc.) werden mit diesem Konto bezahlt.
Gute Apps um Finanzen und/oder Putzpläne zu organisieren, sind Settle Up oder Flatastic.
Und nun genug Real-Talk. Ein bisschen euphorisch darfst du jetzt auch sein. Glaube uns – deine erste richtig gute WG wirst du nie wieder vergessen. Und irgendwann, wenn du auf deiner Veranda im Schaukelstuhl sitzt und die Enkelkinder in deinen grauen Haaren spielen, wirst du dich daran erinnern und schmunzelnd in den Sonnenuntergang schauen. Oder so ähnlich. Wir wünschen dir jedenfalls viel Erfolg und ganz wundervolle Mitbewohner*innen.
Du brauchst günstige Möbeln für deine WG? Probier es doch mal mit Möbeln aus Paletten! Natürlich kannst du auch alte Möbel selbst restaurieren. Das ist wirklich gar nicht so schwer und kann sogar richtig Spaß machen.