Gefühle übertragen: Good vibes only?

Du bist richtig gut drauf und dann ist da dieser eine Mensch, der dich innerhalb von wenigen Minuten runterzieht. Oder es ist genau umgekehrt und jemand in deiner Lerngruppe ist so positiv, dass deine schlechte Laune sich in Wohlgefallen auflöst. Warum eigentlich?

Du hast heute Nacht mal so richtig gut geschlafen, wachst munter auf und startest den Tag gut gelaunt mit einem Kaffee am Weg zur Uni. Du freust dich auf deinen Sportkurs am Nachmittag, die Sonne scheint, du hast dich top auf deine Kurse vorbereitet…

Und dann ist da plötzlich dieser eine Mensch, der dir mit seiner schlechten Laune den ganzen Morgen versaut. Wie aus dem nichts hat dich seine schlechte Laune angesteckt. Wie Gefühle dich anstecken und was du machen kannst, um weder Opfer noch Täter vom „Negative-Vibes-Verbreiten“ zu werden, verrät dir dein Captain Campus.

Ansteckende Gefühle

Im Alltag passiert es ständig, dass Gefühle und Emotionen von Person zu Person übertragen werden und oft ganz unbewusst und unbemerkt die Runde machen. Menschen stecken sich dabei sowohl mit negativen als auch mit positiven Gefühlen an und die wenigsten bleiben davon verschont.

Wann werden Gefühle übertragen?

Grade von negativen und intensiven Gefühlen lässt man sich gerne anstecken. Dafür sind bestimmte soziale Situationen und Dynamiken besonders veranlagt. Wenn du einer bestimmten Gruppe angehören möchtest, wirst du eher dazu neigen, ihre Stimmungen aufzunehmen und nachzuempfinden. Auch Personen, mit denen du dich verbunden fühlst, können dafür sorgen, dass du ihre Emotionen aufnimmst. Seltener wird es dir in einer Führungsposition, beispielsweise als Seminargruppenleiter*in passieren, dass dich die Gefühle der anderen Studierenden anstecken.

Welche Funktion hat das Übertragen von Gefühlen?

Wenn du Gefühle eines anderen Menschen aufnimmst und nachempfindest, fällt es dir leichter, die Gedanken und Absichten dieser Person zu lesen. Außerdem gelingt es dir dadurch Empathie zu empfinden. Das Nachempfinden von Gefühlen erleichtert dir also die sozialen und kulturellen Interaktionen.

Wie werden Gefühle übertragen?

Ganz wesentlich bei der Übertragung ist die sogenannte Mimikry, also die Nachahmung von Gestik, Mimik und vom Verhalten einer anderen Person. Auf neurologischer Ebene passiert im Körper der Rückkopplungseffekt, der uns beim Lernen hilft und uns durch Rückmeldungen beim Erreichen eines Ziels unterstützt. Bei den Gefühlen wollen wir durch das Nachempfinden verstehen, was in unserem Gegenüber vor sich geht, damit wir die Situation besser einordnen können.

Verantwortlich dafür sind unsere Spiegelneuronen, die schon bei Kindern die Grundlage für Mitgefühl, das Erlernen von Sprache und Denken bilden.

Unsere „liebsten“ Orte der Ansteckung

  • Universität: Hier kommen viele Studis zusammen und können sich wunderbar innerhalb von Gruppen anstecken. Das kann negative, aber auch positive Auswirkungen auf die Gruppendynamiken haben. Beispielsweise bietet Ärger Konfliktpotenzial, während gut gelaunte Studis motivierend sein können. Du kennst bestimmt diesen einen Gute-Laune-Mensch, der jede noch so dröge Gruppenarbeit zu einem richtigen Highlight macht.
  • Onlinewelt: Social Media ist the place to be, wenn du dich schon länger nicht so richtig geärgert hast. In Netzwerken wie Twitter, Facebook oder in der Kommentarrubrik jeglicher Presse pushen sich die Accounts gegenseitig so richtig in den Zorn und in die Verachtung. Positives, das ansteckt, findet man hier selten. Immerhin knallt dir der Algorithmus anschließend noch ein süßes Tiervideo vor den Latz, damit du nicht frustriert auf „Abmelden“ klickst. Kennste? Kennste?!

Tipps gegen das Anstecken

  • Körperliche Fitness: Es macht einen ganz wesentlichen Unterschied, ob du fit und munter bist oder übermüdet, gestresst und krank. Für negative Gefühle ist man wesentlich anfälliger, wenn man körperlich nicht auf der Höhe ist. Du kennst sicher von dir selber, dass deine Stimmung dann von Haus aus schon nicht die Beste ist.
  • Neugierde: Oft übernehmen wir Gefühle, weil wir herausfinden wollen, was in dem Gegenüber vor sich geht. Stattdessen können wir manchmal unnötige schlechte Laune vermeiden, indem wir unser Gegenüber fragen, was es gerade beschäftigt.
  • Wer tut mir gut?: Wenn du eine Person in deinem Umfeld hast, die ständig schlechte Laune verbreitet, solltest du deinen Kontakt oder zumindest die Häufigkeit des Kontakts hinterfragen. Vielleicht tut dir die Person gar nicht so gut, wie du vermutet hast und du wünschst dir weniger Kontakt zu ihr.
  • Pause gönnen: Wenn du deine grumpy Freunde aber genug liebst, um über ihre Launen hinwegzusehen, hilft es, wenn du dir trotzdem hin und wieder eine Pause von ihnen gönnst.

Eigene Launen bewusst machen

Sad but true: Manchmal bist du mit deiner schlechten Laune das „Problem“. Damit du deine Liebsten nicht vergraulst, haben wir folgende Ratschläge für dich.

  • Sich Gefühle bewusst machen: Manchmal kann es ganz gut gelingen, schlechte Laune zu verschieben. In Arbeitsgruppen schaffst du das, indem du den Arbeitsauftrag fokussierst und deine Gefühle für später „aufhebst“. Solange du dir deinen Gefühlen bewusst bist und ihnen später Aufmerksamkeit widmest, sind sie auch nur kurzzeitig verdrängt.
  • Feedback einholen: Wenn du dich grade einmal nicht besonders gut lesen kannst, aber den Eindruck hast, ständig schlecht drauf zu sein, hilft es, mit engen Freunden, der Familie oder dem*der Partner*in zu sprechen und sich eine Rückmeldung einzuholen.
  • Erholpause: Wenn du richtig schlecht gelaunt bist, darfst du dir zuhause auch eine Pause zum „Auskurieren“ gönnen und deinen Gefühlen freien Lauf lassen. Schau dabei auf dich und deine Bedürfnisse und gehe den Dingen nach, die dir grade gut tun.

Negative Gefühle nicht vermeiden

Schlechte Laune und negative Gefühle haben in der Regel gute Gründe. Manchmal sind es mehrere kleine Dinge, die sich angesammelt haben und dich frustrieren und manchmal ist es aber auch eine große Ursache, wie eine Trennung, eine Sinnkrise im Studium, ein Umzug, ein neuer Job etc. Egal was der Grund ist und ob du nun Wut, Trauer, Angst oder Frust empfindest – deine Gefühle wollen da sein und wollen Raum bekommen und nicht gemieden werden.

  • Sich bewusst einer unangenehmen Situation aussetzen: In harmlosen Situationen kannst du lernen, dass Emotionen ungefährlich sind. Durch das Erleben lernst du, dass das Gefühl nach einer Weile und mit Wiederholung nachlässt. Beispielsweise hast du die Erfahrung vielleicht schon mit Prüfungsangst oder Lampenfieber gemacht.
  • Unangenehme Gefühle akzeptieren: Auch wenn sie sich nicht gut anfühlen, ist das Annehmen negativer Gefühle langfristig viel besser als das Kontrollieren, Verändern und Vermeiden. Oft muss man erst lernen und erfahren, dass Gefühle nicht bedrohlich sind und sich mit der Zeit abschwächen.
  • Hilfe holen: Wenn kleine Auszeiten nicht ausreichen, kannst du immer mit Menschen, denen du vertraust, über deine Gefühle sprechen oder beispielsweise eine Gesprächstherapie machen.

Unsere Tipps kannst du direkt mal in deiner nächsten Lerngruppe anwenden. Dort solltest du auch richtig kritisieren können. Wir geben dir gerne Tipps dazu.

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