Du bist raus aus der Schule, Ersti, womöglich noch in einer neuen Stadt – und queer? Sowieso alles aufregend genug, aber wo und wie findet man queer an der Uni Anschluss? Und welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es an der Uni? Wir verraten die besten Tipps und Tricks, die dir den Start in das erste Semester erleichtern!
Uni-Anlaufstelle: Queer Referat
Mittlerweile gibt es an den meisten Universitäten mindestens ein Queer-Referat oder LGBTQ-Büro. Die Namen der Anlaufstellen unterscheiden sich je nach Hochschule, aber am Ende bieten sie alle Unterstützung für Queers im Uni-Alltag. Manche Hochschulen haben sogar mehrere Gruppen, zum Beispiel nur für trans Menschen oder FLINTA only.
Wichtig sind diese LGBTQ-Büros aber natürlich nicht nur für Gemeinschaft und Aktivitäten, sondern vor allem auch als Interessensvertretung innerhalb der Uni. Das bedeutet, dass sie in Gremien zur Gleichstellung vertreten sein können und sich für mehr queere Sichtbarkeit an der Universität insgesamt einsetzen (Stichwort Regenbogenflagge während des Pride-Months zum Beispiel).
Die Instanzen stehen dir auch bei, wenn du Diskriminierung auf dem Campus erlebst, dich unsicher fühlst oder anderweitig Unterstützung brauchst. Auch wissen die Queer-Referate, wie es beispielsweise um die Akzeptanz des DGTI-Ergänzungsausweises für trans und/oder nicht-binäre und/oder agender (Personen, die sich innerlich als ungeschlechtlich empfinden) Personen an deiner Uni steht und kämpfen bei Nicht-Akzeptanz für eine baldmöglichste Änderung.
Hilfsmittel DGTI-Ergänzungsausweis
Der DGTI-Ergänzungsausweis ist ein Dokument, das beim DGTI e.V. online bestellt werden kann und von immer mehr Unis akzeptiert wird, um den Namen und die Anrede der Studierenden im System ändern zu können. Es handelt sich um ein standardisiertes Ausweispapier, das im Gegensatz zum regulären Personalausweis die selbst gewählten personenbezogenen Daten wie Vorname, Pronomen und Geschlecht sowie ein aktuelles Passfoto enthält.
Der DGTI-Ergänzungsausweis ist auch vielen Innenministerien, der Polizei, Banken, Versicherungen und anderen Behörden bekannt. Die Akzeptanz an den Unis steigt jedes Jahr.Wichtig: An einigen Unis kann nur im unieigenen System der Name geändert werden, nicht auf Abschlusszeugnissen. Das heißt aber auch: Der Name wird korrekt auf Teilnehmendenlisten von Kursen stehen die E-Mail-Adresse wird nicht deinen Deadname enthalten.
Outing bei Lehrenden an der Uni
Für den Fall, dass du (noch) keinen Ergänzungsausweis hast, kannst du dich natürlich auch persönlich oder vorab per E-Mail bei Lehrenden outen, damit sie den richtigen Namen auf ihre Listen schreiben und deine gewünschten Pronomen verwenden. Falls du dir dabei Unterstützung wünschst, kannst du dich selbstverständlich auch ans Queer-Referat wenden, ans Gleichstellungsbüro der Uni oder auch an den AStA (Allgemeiner Studierenden Auschuss). Sie können bereits vor dem Outing ins Boot geholt werden, aber auch immer danach im Falle von Problemen oder Diskriminierung.
Wenn du dich bereits outest, bevor die Kurse losgehen, kannst du die Lehrenden auch darauf hinweisen, dass Pronomen bei einer Vorstellungsrunde helfen können. Gerade bei Online-Kursen kann man die Pronomen meistens sowieso hinter den Namen schreiben, aber auch offline sollte es dazugehören, damit niemand misgendert wird.
Deshalb gilt auch für cis Menschen, die diesen Artikel lesen: Unterstützt eure trans/nicht-binären/agender Kommiliton*innen! Nennt eure eigenen Pronomen beim Vorstellen, helft beim Outing, unterstützt eure Community!
Wo kannst du sonst Anschluss an der Uni finden?
Besagte Community findet sich aber natürlich nicht nur direkt an den Universitäten und auf dem Campus, sondern auch in der (neuen) Stadt selbst. In vielen Städten gibt es nicht nur jährliche Veranstaltungen zum Christopher Street Day, sondern auch viele ganzjährige Angebote. Dazu gehören gerade in Großstädten Sportvereine nur für Queers und Allys, die Safe Spaces schaffen für gemeinsamen Sport wie Schwimmen, Wandern, Kampfsport und vieles mehr.
Es gibt mittlerweile zahlreiche queere und/oder queerfeministische Jugend- und Kulturzentren mit Lesungen, Poetry Slams, Konzerten und Weiterbildungsangeboten. Häufig werden Vorträge zu queeren Themen angeboten oder diverse Workshops für die kreativen unter uns Queers. Manche dieser Kulturzentren bieten auch Proberäume für Theater- und Musicalgruppen, Chöre und Bands oder Ausstellungsräume für Künstler*innen – also viel Raum für deine eigenen Ideen und Bedürfnisse.
Neben Sport und Kultur gibt es in Unistädten auch meist eine lebendige Bar-, Kneipen- und Clubszene. Auch hier haben in den letzten Jahren in vielen Städten queere Hotspots eröffnet, in denen du dich dabei sicher fühlen kannst mit deinen neuen Freund*innen zu tanzen, zu feiern und noch mehr Freund*innen kennenzulernen.
Falls das Feiern nicht so dein Ding ist, gibt es viele Apps, die helfen können, Anschluss zu finden. Neben den klassischen Dating-Apps gibt es auch Anwendungen fürs Freund*innenfinden – wie beispielsweise Bumble Friends oder spezifisch für FLINTA Personen die App LEX.
Auf ins erste Semester!
Du siehst, es gibt unglaublich vielfältige Angebote für queere Menschen, Unterstützung bei Problemen und Diskriminierung sowie Lösungen für Deadnaming und Misgendern.
Auf in ein fabulous erstes Semester – und alle, die darauf folgen!
Du hast Stress an der Uni? Versuche es doch mal mit Yoga oder Meditation auf dem Campus!