„Ich studier’ Ehebruch!“ Schräge Lehrveranstaltungen im WS 22/23

Immer die selben Seminare über Grundlagen, Basics und prüfungsrelevanter Kram? Lockere deinen Stundenplan doch mal durch ausgefallene Lehrveranstaltungen auf! Wir haben uns für das kommende Wintersemester mal an der Uni Köln umgeschaut und eine Menge schräger Lehrveranstaltungen entdeckt, die wirklich unterhaltsam sein könnten.

Die graue Theorie deines Uni-Stundenplans nervt dich? Stumpfes Bulimie-Lernen von Inhalten, die du nie wieder im Leben brauchen wirst, raubt dir den letzten Nerv? We feel you! Was du brauchst, sind schräge Lehrveranstaltungen, mit denen du deinen Stundenplan auflockern kannst.

Weil auch wir das Gefühl kennen, nicht noch ein einziges Mal die gleiche Lektüre von Pontius bis Pilatus durcharbeiten zu können, die uns schon seit dem ersten Semester begleitet, haben wir uns exemplarisch durch die Modulhandbücher der Universität zu Köln gehangelt und die spannendsten und/oder verrücktesten Lehrangebote im anstehenden Wintersemester für dich zusammengetragen.

Egal, ob dein Herz für Trash-TV schlägt, du endlich einmal „Relatable!“ bei der Lektüre von Ovid denken willst oder einfach etwas gänzlich Neues im Rahmen deines Studiums ausprobieren möchtest: Diese Kurse sind nicht wie alle anderen. Und hey, wenn du bei der nächsten Party erzählst, dass du „Ehebruch“ studierst, steckt mehr dahinter als eine witzige Punchline.

Du hast aber ein großes Latinum!

Lektürekurs Latein: Leben, Lieben, Lästern – Thematische Lektüre der Werke Catulls, Ovids und Martials (Poesie)

Wenn der alte Lateiner zu sagen pflegt: „Per asper ad astra“, fährt es Generationen von Schüler*innen durch Mark und Bein und das Trauma von staubigem Schulstoff und kreischender Kreide auf der Tafel muss ein weiteres Mal durchlebt werden. Doch damit soll Schluss sein!

Du studierst Latein oder Geschichte, um Menschen in der Adoleszenz die Wichtigkeit von Historie näher zu bringen, möchtest aber deinen künftigen Arbeitsalltag nicht damit verbringen, in trübe Augen zu blicken? Augen, die erkennen lassen, dass deine mehr oder minder fleißigen „discipulae“ gerade der Hirnschmelze durch Langeweile nah sind?

Dieser Kurs befasst sich anhand der aus der Schulbuchreihe „Transfer“ stammenden Textsammlung „Leben, Lieben, Lästern“ mit didaktischen Fragen des (Latein-)Unterrichts. Wenn Schüler*innen erleben, dass Catull schon salty sein konnte, wenn es um Liebesdinge ging oder Ovid sich an den neuesten Trends in Sachen Styling und Hair-Fashion abarbeitete, lassen sich unter Umständen Parallelen zur eigenen Lebensrealität erkennen, die den vermeintlich toten Stoff leichter verständlich werden lassen.

So wird aus „Durch Mühsal zu den Sternen!“ eher „Work it!“ und das transgenerationale Trauma ob einer „toten Sprache“ kann geheilt werden.

Ehebruch in der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts

Ich studier’ Ehebruch.

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Was im ersten Moment wie die Punchline aus einem Deutschrap-Song klingt, kannst du demnächst in vollem Ernst droppen, wenn dich mal wieder jemand fragt, was du eigentlich gerade so machst. Doch weil wir es hier immer noch mit seriösem wissenschaftlichem Arbeiten zu tun haben, lauschst du in diesem Kurs nicht etwa den kruden Theorien von Andrew Tate, sondern betrachtest das Scheitern der Ehe als Institution von Fontanes „Effi Briest“ bis Stephan Zweigs „Angst“.

Dabei wird der Topos der Ehe im Setting der Bürgerlichkeit als normatives Element einer Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts beleuchtet. Hier soll Ursachenforschung für die Krisen und das Scheitern von Ehen in der Literatur betrieben werden, sodass ein Blick auf die soziale und politische Situation durch die Brille der Literatur im 19. und 20. Jahrhundert geworfen werden kann.

In Zeiten, in denen jungen Generationen kollektive Bindungsangst unterstellt wird und die Scheidungsraten so hoch sind wie nie, kann der Blick auf die Rezeption von Beziehungen in der Vergangenheit nicht schaden.

Kardashians studieren?

Die „In-Touch“ ist deine Bettlektüre, dein Instagram-Feed besteht ausschließlich aus Celeb-related-Content und dein liebstes Gesprächsthema sind die neuesten Entwicklungen im jüngsten Hollywood-Skandal? Dann bist du in diesem Kurs goldrichtig!

Die Phänomene von Starkult und moderner Berühmtheit werden wissenschaftlich aufgearbeitet, indem Kategorien wie Authentizität, Klatsch und Tratsch oder Öffentlichkeit und Privatheit vor dem Hintergrund der Popularisierung Einzelner dekonstruiert werden. Dabei geht es nicht nur um Systeme wie Hollywood als Star-Fabrik oder Reality-TV als Brutkasten für Personenkult, sondern auch um die Prägung des gesamtgesellschaftlichen Blicks auf Themen wie Gender, Race und Klasse durch populäre Figuren der Öffentlichkeit.

Wenn Dich also demnächst jemand fragt, ob Du nichts Besseres zu tun hast, als die Kardashians zu suchten, kannst du im Brustton der Überzeugung vorbringen, dass du das nicht etwa zum Spaß machst, sondern intensiv Studieninhalte durcharbeitest.

Bauer sucht Frau an der Uni

Und weil die Welt der Stars und Sternchen so viel zu bieten hat, kannst du dich neben den „Celebrity Studies“ gleich für den Kurs „Echt jetzt?! – Ein „Scripted Reality“ – How to“ einschreiben. Der Name ist Programm: „Scripted Reality“-Formate wie „Hilf mir“, oder „Berlin Tag und Nacht“ müssen entgegen den landläufigen Annahmen ja ebenso wie andere Formate von Drehbuchautor*innen geschrieben werden – und wie das geht und welche Basics es zu beachten gilt, lernst du in diesem Kurs.

Neben gängigen Drehbuch-Varianten lernst du Parameter wie Sendervorgaben, Jugendschutz oder Budgetvorgaben kennen und entwickelst im Laufe des Kurses eigene Charaktere in kreativen Schreibübungen. Trash-TV ist dein Leben? Hier lernst du, wie du es for a living machen kannst.

LAN-Party in der Aula

An der Konsole macht dir niemand etwas vor und die nächste LAN-Party hast du schon im Kalender eingetragen? Wie wäre es, wenn du im Rahmen deines Studiums einfach dein eigenes Computerspiel entwickelst, damit sich Freunde und Familie nicht mehr sorgen müssen, wenn sie dich inmitten leerer Pizzakartons und Energydrink-Dosen sitzend vorfinden?

Im Kurs „Computerspiele“ entwickelst und programmierst du in Kleingruppen eigene Mods und Open Source Spiele, die am Ende des Semesters auf einem PC oder Smartphone spielbar sein müssen. Lass deinem Nerdtum freien Lauf und mach deine Eltern stolz, weil du ja so fleißig studierst!

Fazit

Dein Studium ist manchmal trocken, langatmig und ziemlich realitätsfern? Wie du gesehen hast, gibt es viele spannende Alternativen. Und das ganz bestimmt nicht nur in Köln. Auch im Wintersemester 2022/23 kannst du nicht nur auf neuen Pfaden wandeln und deine Leidenschaften professionalisieren, sondern bringst auch alle Hater und Zweifler zum Schweigen, wenn sie dich für deinen vermeintlich anzweifelbaren Medienkonsum fronten oder dir Mangel an kulturellem Verständnis unterstellen. You do you und das am besten summa cum laude! 😉

Neu und queer an der Uni? So fühlst du dich sofort wohl und sicher. Und diese Begriffe solltest du dir vor dem ersten Semester ebenfalls drauf schaffen, um nicht nur Audimax zu verstehen.

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